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Annäherungsversuchen am Platze wäre, Der Duinger Weiblichkeit gegen- über wurde die größte Reserve verlangt, damit auch der leiseste An- schein einer Mißachtung der von der Gestapo gegen uns Imis erlassenen Zölibatsverordnung vermieden würde, Hier lag eine besondere Gefahr, Denn es war klar, daß nur einige junge Leute Dummheiten zu machen brauchten, um uns bei diesem Thema mit Sicherheit ein furchtbares Gewitter aus der Hildesheimer Gestapo -Giftküche zuzuziehen, das unseren Tagen in Duingen , die zwar durchaus kein Idyll, aber besser als Farge und Lenne waren, ein jähes Ende bereitet haben würde, Das- selbe konnte geschehen, wenn einmal in Gaststätten oder Kinos oder Ladengeschäften des Ortes Zusammenstöße mit der zum Teil noch recht nationalsozialistisch gesonnenen Einwohnerschaft erfolgten oder einige von uns in den Bergen oder auf der Landstraße, allzu weit entfernt von der Stadt, der Gendarmerie auffielen oder auf einer verbotenen Bahn- fährt bei einer Kontrolle gar festgenommen wurden,

Die Einsichtigen unter uns sahen von Anfang an voraus, daß es auf die Dauer nicht leicht sein würde, unsere buntscheckige Schicksals- genossenschaft bei den ganz verschiedenen Temperamenten der ein- zelnen einigermaßen bei der Stange zu halten, zumal der Vertrauens- mann und das hinter ihm stehendeTribunal über keinerlei Macht- mittel und Sanktionen verfügten, um den uns selbst gegebenen Gesetzen erforderlichenfalls Achtung und Durchsetzung zu verschaffen. Lediglich der Ausschluß aus unserer engeren Kameradschaft und allenfalls die Fäuste unsererRegierung standen für Strafaktionen zur Verfügung, Das erste Mittel war gegenüber robusteren Naturen, die ja erfahrungs- gemäß in erster Linie zu Verstößen neigen, auf die Dauer wohl nicht allzu abschreckend und das zweite war sehr bedenklich, da es, wenn einmal die Zahl der Gesetzesverbrecher beträchtlich wurde, zu einer Spal- tung unseres Lagers und zu einem recht drastischen Kampf verschiedener Parteien führen konnte, der erst recht ein Chaos und damit, wenn die behördlichen Stellen hierauf aufmerksam wurden, gerade unsere Kata- strophe herbeiführen konnte.

DasTribunal war damit in der prekären Lage, zwar für unsere ganze Schar gut gesagt zu haben und infolgedessen voraussichtlich ohne Gnade verantwortlich gemacht zu werden, wenn auch nur von einem einzigen der unseren irgendeine Dummheit gemacht wurde, ohne daß wir als Garanten in der Lage waren, wirksam und zuverlässig darüber zu wachen, daß eine Inanspruchnahme unserer Bürgschaft möglichst vermieden würde. Wir mußten uns damit abfinden. Es war dies schließ- lich nur eine neue Seite in dem Kapitel der Unsicherheit, das wir seit unserer Festnahme durchlebten und wir mußten schon damit zufrieden sein, daß uns in Duingen die Gestapo als verhaßte und zugleich mit Recht gefürchtete Gewalthaberin unseres Schicksals, wenigstens zunächst einmal erheblich ferner gerückt war, als sie uns in Farge gewesen war, wenn wir uns natürlich auch darüber klar sein mußten, daß der Arm von Himmlers Garde lang genug war, um über ganz andere Entfernungen als diejenige zwischen Hildesheim und Duingen herüberzugreifen,

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