in dem er sichfreiwillig zur Waffen-SS. melden wolle, Als er einmal lächelnd abgewiesen, dennoch immer wiederkam, wurden ihm aus unserer Mitte weitere entsprechende Vorschläge unterbreitet. Der eine riet ihm, sich doch lieber gleich zu den Fallschirmjägern zu melden, da er dort ohne Frage noch größere Heldentaten als bei der Waffen-SS. vollbringen könne, was er sich wohlgefällig anhörte, Der zweite meinte, er solle unbedingt Jagdflieger werden, was seinen Qualitäten er habe ja nun einmal ganz offenbar hochfliegende Pläne am meisten entspreche, Der dritte riet ihm, zur Flak zu gehen, da dies doch noch immer das sicherste sei. Nun wurde er ganz verwirrt und meinte zu C, gewandt, es wäre wohl das richtigste und würde auf die Gestapo sicherlich den besten Eindruck machen, wenn er sich ‚freiwillig für jede der hohen Behörde genehme Waffengattung melde,Habt Ihr im übrigen noch Kohlrabisuppe oder Brot? schloß er seine eifrige Rede, Als dies verneint wurde, begann er darüber zu klagen, daß sein Magen ganz krank sei und er infolge- dessen noch unbedingt etwas essen müsse, DieMagenkrankheit war nicht weiter verwunderlich, da er an diesem Abend bereits über ein halbes Dutzend Kohlrabiportionen verschlungen hatte, die ihm mitleidige Seelen, die dieses Essen sich nach wie vor nicht einverleiben konnten, geschenkt hatten. Wir sagten ihm, daß sein Magenleiden, wenn er weiter äße, nur noch schlimmer werden würde, daß es aber gegen eine derartige Unpäßlichkeit ein ausgezeichnetes Mittel gebe, dasAqua destillata heiße und für ihn beim Russendoktor bestimmt zu haben sei. Er dankte uns überschwenglich für den guten Rat und eilte sofort zum Doktor, der in seiner schelmischen Art den Scherz sofort durchschaute und ihm, als er dasAqua destillata forderte, mit ernster Miene in einer leeren Medizinflasche das so wissenschaftlich bezeichnete Leitungswasser über- reichte, das Thode mit der Wirkung einer sofortigen Besserung seines Magenübels mit Begeisterung austrank. Als er ein anderes Mal über Bauchweh klagte, das bei seinem Kohlrabikonsum auch keine über- raschende Erscheinung war, schickten wir ihn zu unserem mit uns im Einverständnis befindlichen Sanitäter, der ihm mit todernstem Gesicht Rizinusöl verabreichte, Der Erfolg dieser Maßnahme war recht unvorher- gesehen: Unser guter Sanitäter Kliemann, der weiland SA.-Brigadeführer, konnte sich vor dem Unglücklichen überhaupt nicht mehr retten, der ihm sozusagen die Tür einrannte und infolge derwundervollen Wirkung der ersten Rizinusdosis dauernd dieses herrliche Öl zur weiteren Besse- rung seines Gesundheitszustandes verlangte. Als er schließlich kein Ri- zinusöl mehr bekam, wurde seineKrankheit ganz schlimm: Er erschien eines Tages im Krankenrevier vor dem Russenarzt, lief vor demselben aufgeregt hin und her und bezeichnete sich alsvöllig gelähmt. Als dieser ihn darauf zur Tür hinaus warf, war er untröstlich darüber, auch auf diesem Wege das von ihm so heiß begehrte Rizinusöl nicht mehr erhalten zu haben. Was weiter aus ihm geworden ist, habe ich nicht erfahren,

Ein zweiter ewig hungriger Häftling, der den Namen Kuhn trug, leistete im Verzehr von Kohlrabi noch erheblich mehr als Thode, Er war einer

130