und war daher gewohnt, als ein vertrauenswürdiger Mann geachtet zu werden, Daß es überhaupt innerhalb der menschlichen Vernunft eine Möglichkeit gäbe, ihn noch schlimmer als den gemeinsten Verbrecher zu behandeln und ihn von heute auf morgen, möglicherweise für immer, von seiner treuen und geliebten Lebensgefährtin, die ebenso wacker war wie er, zu trennen, ging in sein unverbildetes bürgerliches Gehirn nicht hin- ein, Er verstand, wie Hebbels Meister Anton, die Welt nicht mehr.

Einen Tag nach unsererEinlieferung in Farge erschien er bei mir und verlangte, ich solle, da ich ja Jurist sei, in seinem Namen eine An- zeige bei der Kriminalpolizei gegen die für unsere Einsperrung verant- wortlichen Gestapo -Beamten wegen Freiheitsberaubung und Nötigung machen, Ich konnte ihn nur mit Mühe beruhigen, aber von der Gegen- standslosigkeit seiner Absicht trotz aller Bemühungen nicht überzeugen, Seine treuen braunen Schwabenaugen unter seiner klaren und ehrlichen Stirn und seinen in einer schlaflosen Nacht zerwühlten eisgrauen Haaren sahen mich vorwurfsvoll an, als wollte er sagen,auch Du bist an- scheinend durch den Wahnsinn, der die Erde befallen hat, schon ange- steckt, Er ging widerwillig und nur, um am nächsten Tage mit einem Briefe wieder zu erscheinen, den er an seinen Vorgesetzten bei der Feuerwehr, einen Polizeileutnant, verfaßt hatte, Dieses Schreiben war voll von gegen die Gestapo gerichteten nur zu berechtigten Anwürfen, die aber bei einer Absendung des Schreibens, das der Adressat als Beamter auf dem Dienstwege hätte weitergeben müssen, dem Schreiber notwendig verderblich geworden wäre. In dem Schreiben waren die Bremer Gestapo -Beamten als Spitzbuben, Lügner, Betrüger, Ehrabschnei- der und Verleumder gekennzeichnet, mit dem nach dem auch im Dritten Reiche geltenden Strafgesetzbuch allerdings begründeten Verlangen, alle diese Leute wegen der von ihnen begangenen Verbrechen unverzüglich einzusperren und die Freilassung der von ihnen durch Mißbrauch der Amtsgewalt vergewaltigten Unschuldigen umgehend zu veranlassen! Ich habe mich als Jurist selten so schämen müssen wie hier, als ich vor der schweren Aufgabe stand, einem geraden und einfachen Manne, der in jeder Beziehung nicht nur nach göttlichem, sondern auch nach mensch- lichem Gesetz recht hatte, mit allen Mitteln davon abzuhalten, dieses Recht zu verfolgen. Es blieb auf ihn völlig ohne Eindruck, als ich ihm vorstellte, daß er sich mit der Absendung seines Schreibens ins Ver- derben stürzen würde, Er meinte, wenn die Welt tatsächlich so schlecht geworden wäre, daß meine Ansicht zuträfe, komme es ihm nicht darauf an, weiter zu leben, Erst als ich noch stärkeres Geschütz auffuhr und ihn darauf aufmerksam machte, daß er auch seine Frau mit in sein Un- glück reißen werde, horchte der Bedauernswerte auf und ließ sich schließlich mit Tränen des Unmuts in den Augen bewegen, sich mit den gegebenen Tatsachen abzufinden, Um das Schicksal seiner Frau bangte er ohnedies und hatte deswegen schlaflose Nächte. Wie sich im weiteren Verlaufe herausstellte, leider nur zu berechtigterweise,

Der alteFeuerwerker hat später innerhalb unserer Aktion als Sonderdienstverpflichteter äußerlich nicht anders seine Pflicht getan,

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