sten Situationen immer nur das eine Ziel im Auge, den Gesunden, den Kranken und Schwachen zu helfen und die allgemeine Lage der Häftlinge zu verbessern und erträglich zu gestalten.
Dank, darum allen, die diese Bestrebungen unterstützt und gefördert haben. Dank insbesondere meinem tschechischen Freunde Vesely und unseren beiden Häftlingsärzten Sil und Pekarek.
Dieses auch an dieser Stelle hervorzuheben, habe ich für meine Pflicht gehalten.
Das Männerlager in Ravensbrück hat sich durch das mutige Eintreten weniger politischer Häftlinge und deren konséquente Haltung in den letzten Jahren in bezug auf die Interessen der Häftlinge wohl eine Sonderstellung gegenüber allen Lagern erworben. Hätte uns die grüne HäftlingsLagerleitung wenigstens in unseren Zielen und Bestrebungen toleriert, wir hätten auch die letzten schweren Verbrechen der SS vielleicht verhindern können.
Aber die grüne Häftlings- Lagerleitung hat uns nicht nur nicht toleriert, sie hat immer und überall gegen uns gearbeitet und mit der SS die Verbrechen gegen die Häftlinge beraten und schließlich auch durchgeführt.
Diese furchtbare Schuld der Grünen gilt es noch zu sühnen. Und es ist Pflicht eines jeden Häftlings, dafür zu sorgen, daß jeder einzelne, der in irgendeiner Form die Verbrechen der SS unterstützt hat, der gerechten Strafe zugeführt wird.
Noch im Winter 1944/45 verschwanden 106 Häftlinge aus dem Lager, die niemals auf ,, Transport". gegangen sind, sondern in der neuerrichteten Vergasungskammer neben dem Krematorium vergast wurden.
Ich habe keine Beweise in der Hand, um zu erklären, daß der Lagerälteste den Vorschlag für die Vergasung der durch Krankheit und Unterernährung vorübergehend arbeitsunfähig gewordenen Häftlinge gemacht hat, wohl aber dafür, daß er sich mit seltenem Eifer für die Fortschaffung der Arbeitsunfähigen bei der SS - Lagerleitung eingesetzt hat.
Schon einmal war der Versuch der Vergasung wenige Monate vorher an etwa 160 Häftlingen gemacht worden. Dieser Versuch aber scheiterte an dem energischen Widerstande des damaligen SS - Lagerarztes Dr. Lucas aus Osnabrück , der uns gegenüber erklärte, daß, solange er Lagerarzt sei, keine Auschwitzer Methoden in Ravensbrück angewandt würden. Dr. Lucas hatte sich auch von vornherein bereit erklärt, uns in unserem Kampfe gegen die SS- und Häftlingslagerleitung tatkräftig zu unterstützen.
Wenige Tage später aber wurde er auf Grund seiner Weigerung abberufen und nach einem anderen Lager versetzt.
Ein neuer Lagerarzt kam, Dr. Winkelmann, eine willfährige Kreatur für die Vernichtungspläne des SS - Standortarztes Dr. Trommer und des Kommandanten Suhren, und wenige Tage später schon wurden die ersten 106
136


