fünfundzwanzig Meter breit und zweihundert Meter lang. Hier gingen die Häftlinge während ihrer freien Zeit spazieren, hier schlossen sich Freund­schaften zwischen Deutschen , Tschechen, Polen , Russen, Holländern, Bel­giern, Franzosen, Norwegern, feste Freundschaften, hier tobte sich die SS aus an den recht- und schutzlosen Häftlingen, hier wurden sie geschlagen, getreten, gehetzt, hier wurde gemordet, hier lagen die Häftlinge zu Dutzen­den morgens vor dem Revier herum, krank und schwach, und starben, ohne daß ihnen ärztliche Hilfe zuteil werden durfte.

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Ravensbrück war eine Hölle, Ravensbrück war ein Todeslager, das alle paar Monate Ersatz aus den größeren Lagerh wie Buchenwald , Dachau und Sachsenhausen bekommen mußte, um die vorgesehenen Arbeiten durch­führen zu können.

An diesem Morgen bekamen wir weder ein warmes Bad, noch warmen Kaffee, noch ein Stück Brot. Wir standen angetreten, und es wurde Abend, als wir endlich auf die Blöcke verteilt waren. Schon am ersten Abend muẞ­ten wir feststellen, daß wir in eine Gesellschaft von Räubern und Plünderern geraten waren. Sämtliche privaten Sachen wurden uns aus den Spinden gestohlen. Zigaretten, Tabak, Wäsche, Schuhe, Rasierapparate, alles, was wir mitgebracht hatten, wurde vom Stubendienst, von den Vorarbeitern und den Blockältesten ,, kassiert".

Das Lager war für tausend Häftlinge berechnet. Mit den bereits Anwesen­den waren es jetzt tausendsechshundert. Die Blöcke waren überfüllt, vier Mann in einem Spind. Einen Sitzplatz bekamen nur die Rücksichtslosen mit starkem Bizeps.

Hier war Grün Trumpf. An der Spitze des Lagers standen Hochstapler, Zu­hälter und Verbrecher. Als Vorarbeiter herrschten finstere Verbrechergestal­ten, die nur in den dunkelsten Höhlen großstädtischer Verbrecherviertel zu finden waren. Sie hielten zusammen wie eine verschworene Gemeinschaft. Jedes Eindringen in diesen Kreis war mit Lebensgefahr verbunden.

Sie genossen den Schutz und die Unterstützung der SS, denn sie waren willige Werkzeuge für die Ausrottungspläne der braunen Bestien und hatten sich in allem bewährt.

Welch ein Unterschied in der Atmosphäre zwischen Buchenwald und Ravensbrück !

Und was hätte eine zielbewußte politische Häftlingslagerführung aus Ravensbrück machen können? Zwar kein Paradies, auch kein Sanatorium, aber ein Lager, in dem die Häftlinge den Verhältnissen entsprechend erträg­lich hätten leben können. Aber in Ravensbrück herrschten die Grünen. Und Häftlinge waren es, die eine Hölle errichtet hatten, eine Hölle, in der das Leben der Häftlinge schneller verbrannte als in irgendeinem anderen Lager. Die wenigen Politischen, die wir vorfanden, waren bedeutungslos und ebenfalls den Verbrechern schutzlos ausgeliefert. Sie tanzten genau so unter dem Gaudium der SS- Wachmannschaften und nach den Anordnungen des

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