Ein Mord- und Todeslager
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ie Türen wurden aufgestoßen, und wie in Buchenwald , so stand auch hier ein riesiges Aufgebot von SS als Begleitkommando bereit.
Wir befanden uns in der Nähe des mecklenburgischen Städtchens Für stenberg . Das Lager aber hieß Ravensbrück . Genau wie Buchenwald war auch Ravensbrück erst mit dem Lager entstanden. Zivilpersonen gab es in Ravensbrück nicht. Nur eine paradiesische Siedlung war im Laufe der Jahre errichtet worden, in der die blutgierigen SS - Henker sorglos und üppig mit ihren Familien lebten. Wenige Minuten von dieser paradiesischen Siedlung entfernt aber befand sich das Mord- und Todeslager Ravensbrück , ein Lager, in dem sich besonders weibliche Tragödien von unvorstellbarer Grauenhaftigkeit abspielten.
Wir humpelten auf unseren ,, Holländern" durch hohen Schnee. Als das Waldstück zu Ende war, lag ein riesiges Lager vor uns, umgeben von einer hohen steinernen Mauer. Hinter der Mauer kamen wir an größeren unvollendeten Industriebauten vorüber, an mächtigen Stapeln Feldbahngleisen, Bauholz, Ziegelsteinen und Kanalisationsröhren.
Dann gingen wir durch das ,, Tor" des eigentlichen Lagers, das für uns bestimmt war, zum Männerlager. Ravensbrück war in erster Linie ein Frauenkonzentrationslager. Das Männerlager war angegliedert worden zum Aufbau des Frauenlagers.
Fünf Mannschaftsbaracken enthielt das Männerlager, das innerhalb der hohen Mauer durch einen hohen, elektrisch geladenen Stacheldrahtzaun nach der Nordseite und mit einer weiteren Mauer nach der Westseite vom Frauenlager abgegrenzt war. Der sogenannte Industriehof mit den unvollendeten Industriebauten lag hinter dem Stacheldrahtzaun und war den weiblichen Häftlingen nicht zugänglich.
Vor dem Stacheldrahtzaun war eine drei Meter breite neutrale Zone, die kein Häftling betreten durfte, ohne sich der Gefahr auszusetzen, wie Freiwild aus den Wachtürmen, die rings um das Männerlager standen, abgeschossen zu werden.
An die neutrale Zone schloß sich die Lagerstraße an, auf der auch der Morgen- und Abendappell abgehalten wurde. Die Lagerstraße war etwa
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