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Auf Transport

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Am 12. März 1942 ging ich auf ,, Transport". Ich wußte damals noch nicht, was Transport" bedeutete, wußte nicht, daß ,, Transport" die Ueber­führung in eines der vielen, der Oeffentlichkeit noch völlig unbekannten Lager Todeslager Todeslager bedeutete. Morgens beim Zählappell wurden zwar oft hundert und mehr Namen von Häftlingen verlesen, die, ohne ihre per­sönlichen Sachen mitnehmen zu können, vom Appellplatz aus gleich auf Lastwagen verladen und irgendwohin gefahren wurden, von wo sie nie mehr zurückkehrten. Aber diese Transporte waren nicht ärztlich untersucht worden, während wir körperlich untersucht und die Kranken und Schwa­chen zurückgestellt worden waren.

Achthundert Häftlinge aus den verschiedensten Blöcken, darunter viele aus dem Stubendienst, sogenannte Prominenz, waren ausgesucht worden, um auf diesen ,, Transport" zu gehen.

Am 12. März bekam jeder ein Paar ,, Holländer", das waren Schuhe aus Holz, die in Buchenwald hergestellt wurden, und gegen 16 Uhr setzte sich der Zug zu Fuß von Buchenwald nach Weimar in Bewegung, flankiert von einem riesigen Aufgebot eines SS- Begleitkommandos. Unterwegs hatte jeder einzelne Schwierigkeiten mit den ,, Holländern". Mit aufgeriebenen Füßen und Blasen kamen wir humpelnd in Weimar an.

Als wir die ersten Häuser Weimars erreichten, erregte unser Zug starkes Aufsehen unter der Zivilbevölkerung. Nirgends die Spur einer feindlichen Gesinnung oder Haltung. Mit tiefem Mitleid begleiteten uns die Blicke der Bevölkerung und in der stummen Gebärde ihres Schmerzes, mit der sie sich an uns wandten, lag etwas, was uns wärmte und Trost zusprach in unserem Elend und Ausgestoßensein. Alte Mütter wandten sich ab. Sie weinten...

Wir wußten es. Wir waren nicht vergessen, nicht verlassen von den sor­genden Müttern des deutschen Volkes auf unserer endlosen Straße...

Es konnte nicht anders sein! In ihrem Innersten mußten sie bei uns sein, bei uns, den wenigen Aufrechten im deutschen Volke, den Mutigen, die sich nicht dem Blutterror politischer Abenteurer beugten.

Sie konnten nicht bei Hitler und seinem Größenwahn sein, der ihnen ihre Söhne raubte und sie sinn- und nutzlos hinschlachten ließ.

Nein, die Herzen der Mütter des deutschen Volkes waren bei uns! Zu je fünfzig Häftlingen wurden wir am Bahnhof Weimar in Viehwagen verfrachtet. Streh hatte man nur für Pferde, nicht aber für Konzentrations­lagerhäftlinge. So standen wir in den dunklen und kalten Waggons, in die von unten und von den Seiten her ein eisigkalter Wind hineinstieẞ. Einige Häftlinge legten sich zusammengekauert auf den Boden, aber nach kurzer Zeit schon standen sie wieder auf, weil sie es vor Kälte nicht aushielten.

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