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In der Nacht war die Kälte noch unerträglicher geworden. Alles Brenn­bare wurde zusammengetragen, selbst Zahnbürsten wurden geopfert, um angezündet unsere steifgefrorenen Glieder etwas zu erwärmen.

Phantastische Hoffnungen wurden bei den Halberfrorenen zuerst ge­dacht, dann laut ausgesprochen: ein warmes Bad, Brot und warmer Kaffee würden bereitstehen, um die erlittenen Qualen der Nacht vergessen zu machen.

Um 7 Uhr morgens konnten wir nach elfstündiger Fahrt durch einen schmalen Spalt im Waggon den Bahnhof ermitteln, auf dem der Zug hielt. Es war Fürstenberg in Mecklenburg . Niemand kannte diesen Ort, niemand wußte, ob sich hier oder in der Nähe ein Lager befand.

Durch den Spalt sahen wir nur weite Schneeflächen und dunkle Wälder. Alle zitterten vor Kälte und versuchten durch gymnastische Bewegungen. den Blutkreislauf zu beschleunigen. Einige Häftlinge gerieten in wahre Verzückungen, als einer träumerisch von Landarbeit sprach. Und alle dach­ten dabei nur an Sattessen, an Brot und an einen Topf mit mecklenburgi­schen Pellkartoffeln. Ja, nur einmal wieder richtig sattessen

,, Ja, sattessen", sprach laut zu mir der katholische Pfarrer Fröhlich aus Berlin . Es war wohl der Schluß einer Gedankenkette, den unbeabsichtigt laut sein Unterbewußtsein mit tiefer Inbrunst hinausgestoßen hatte.

Ich lächelte ihm zu. Er wußte, daß ich ihn verstanden hatte.

In dem einen Satz gipfelte alle Sehnsucht: sattessen, einmal nur satt werden. Alle hatten gehungert, Monate, Jahre... Hunger war täglich unser Gefährte und grausamer Feind. Er trieb uns am Tage in er­regende Unruhe und ließ uns nachts nicht schlafen. Wir fürchteten die SS, gingen ihr in weitem Bogen aus dem Wege, aber noch mehr fürchteten wir den immer bohrenden und nagenden Schmerz des Hungers.

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