wie leblos zusammen. Ich hatte mich während der Schläge abgewandt. Als keine Schläge mehr erfolgten, sah ich nur noch, wie Herzog mit seinen Füßen immer wieder auf den Hals des am Boden Liegenden stampfte.

Der aber fühlte nichts mehr. Er war der dritte,Tote am heutigen Vormittag.

Drei Tote an einem Vormittag... Drei blühende junge Menschen, auf deren Rückkehr ein bangendes Mutterherz wartete... Hier lagen sie hingestreckt auf kalter, feuchter Erde, gemordet von den Henkern Hitlers und den Bütteln der SS. 2.7

Ich sah mit namenlosem Grauen in den Abgrund Buchenwalds.

Was war hier ein Menschenleben? Die SS machte sich einen Spaß daraus, wenn die jungen Körper im Grund des Steinbruchs zerschmettert liegen- blieben.

Sie waren immer auf der Jagd nach neuen Opfern. Wenn irgendwo in einem Kommando sich ein gebeugter, schmerzender Rücken streckte, stürzten sie auf das arme Opfer und hieben so lange ein, bis es liegenblieb. Konnten sie sich durch innere Verletzungen nicht mehr erheben, wurden sie abends mit Unter- stützung anderer Häftlinge ins Lager geschleppt, wo sie gewöhnlich mach einigen Tagen starben. ä

Während das ganze Steinbruchgelände einem aufgewühlten Ameisenhaufen ähnlich sah, wo die Häftlinge hin und her gehetzt wurden unddie Kommandos und das Lärmen der Vorarbeiter die Luft erfüllte, war es in unserem Ab- schnitt, in der Schießbahn, verhältnismäßig ruhig. Die SS ließ sich wenig sehen, und der Vorarbeiter gebrauchte Stimme und Stock wur dann, wenn Herzog oder der SS-Mann in unsere Nähe kamen. Wir schufteten dann noch eifriger, um nicht aufzufallen-und die Büttel durch unsere vorgetäuschte intensive Arbeit wieder loszuwerden.

Unter den härtesten und grausamsten Bedingungen mußten die Häftlinge an den Loren und beim Steinetragen arbeiten. Beide Kommandos waren Mord- kommandos. Wenn ein Häftling vierzehn Tage bei einem dieser Kommandos ausgehalten hatte, ohne zugrunde&egangen zu sein, so hatte er das nur der Sympathie oder der Freundschaft eines Vorarbeiters zu danken. Das Loren- kommando bestand aus jesechzehn Häftlingen. Diese spannten sich mit Stricken oder Drahtseilen vor eine mit Steinen vollbeladene Lore, die sie im Laufschritt einen ziemlich langen Berg_ hinaufziehenund im Laufschritt leer zurückbringen mußten. Dabei prügelten.entmenschte Vor- arbeiter unter dem lärmenden Beifall der SS unbarmherzig auf die keuchen- den und mit letzter Kraft sich aufrecht haltenden Häftlinge, ohne Rücksicht, wohin die Prügel trafen. Ob dabei Arme oder Rippen gebrochen oder die Schädeldecken zertrümmert wurden, war gleichgültig. Brach einer tot zusam- men, so gab es nur einen kurzen Aufenthalt, um den Toten herauszuzerren und zur Seite zu schieben.

Dann ging es in demselben Tempo. weiter, bergauf und bergab, zehn oder

zwölf Stunden, je nach der Jahreszeit.°

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