der SS geschützt. Wenn sie es gar zu toll treiben, muß man sie totschlagen. Es sind Lumpen. Gegen Lumpen muß man sieh schützen. Viele stolpern von selbst, und dann werden sie wieder gewöhnliche Häftlinge. Wenn sie dann als Häftlinge in den dunklen Kolonnen wieder mitmarschieren, bleibt die Ab- rechnung der mißhandelten Häftlimge nicht aus. Leer geht keiner aus. Der eine kommt früher, der andere später zu Fall. Wer im Lager mit der SS zu- sammenarbeitet, gleichgültig, ob er einmal unser politischer Freund oder Parteigenosse war, ist korrumpiert und darum unser Feind und muß als Feind behandelt werden. Es geht hart zu. Wir kämpfen jeden Tag um unser Leben und wissen morgens beim Aufstehen nicht, ob wir abends lebend zu- rückkehren. Die geringste Unaufmerksamkeit bei der Arbeit, eine falsche Ant- wort oder auch eine an sich richtige und wahrheitsgemäße Bemerkung kann deinen Tod herbeiführen. Hier sind so viele unsichtbare Kräfte am Werk, daß es gar nicht so leicht ist, sich zurechtzufinden und immer das Richtige zu tun. Hier sind nur Männer, und alle kämpfen täglich um ihr Leben, Männer sind vonNatur aus keine sozialen Wesen. Man braucht sich nicht zu wundern...

Er stand auf und verabschiedete sich mit Handschlag. Er wollte noch zu einem Freund auf einem anderen Block.

Es war ein kleiner Geschäftsmann aus dem Sudetengau, den die Nazis auf Grund einer Denunziation nach Buchenwald verschleppt hatten.

Die kurze Unterhaltung hatte mich aus dem Gefühl des Verlassenseins her- ausgerissen. Trotzdem empfand ich alles, was ich vom Lager bisher gesehen und gehört hatte, als unsagbar trostlos.

Ein banges und wehes Gefühl stieg in mir auf, daß ich den harten Be- dingungen nicht mehr gewachsen sei und zugrunde gehen würde. Ich war schon weit über fünfzig Jahre alt und mein Körper durch die lange Arbeits- losigkeit und durch die letzte Gefängnishaft geschwächt. Ein paar Wochen würde ich die schwere Arbeit leisten können und danr... genau so apathisch herumsitzen wie die meisten hier und würde wanken, wenn ich aufstünde.... Eines Tages würde es aus- sein. Die Leichenträger würden mich als Leiche fortschaffen, und der Arzt würde die Totenpapiere unterschreiben mit der Todesursache: Herzversagen bei Herz- und Kreislaufschwäche.....

Unter dem Druck dieser Zwangsvorstellungen schwer atmend wie unter einer Last irrte ich blind in den Schlafsaal und fand mein Lager, hart und primitiv, nicht zu ruhigem Schkaf, sondern zu weiterem dunklen Grübeln und

Brüten.... 2 r

Im Steinbruch-

Am dritten Tage befand ich mich in der Strafkompanie, einem Kommando, dessen Stärke zwischen sechshundert und tausend Häftlingen schwankte. Die Strafkompanie war das größte Kommando des_Lagers und arbeitete im

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