Jawohl", antwortete ich ,,, ich habe diesem Herrn nur einmal eine Er­klärung darüber geben müssen, warum ich nicht mit ,, Heil Hitler " grüße. Sonst habe ich mit ihm kein Wort gewechselt."

,, Jetzt lügt der Hund schon wieder", brüllte mich der Schreiber aufs neue an. Er war von seiner Schreibmaschine aufgesprungen und schrie: Raus, du Lügenhund!"

Aber ich wußte nicht, wie ich hinauskommen sollte. Mir war völlig ent­gangen, daß ich vorhin durch eine kleine Tür hinter den Ladentisch ge­trieben worden war. Ich wurde solange geprügelt, bis ich das Türchen ge­funden hatte.

Nun stand ich wieder in Reih und Glied bei den anderen Gefangenen. Die bereits Abgefertigten sahen mitleidig zu mir herüber, während die noch immer Wartenden mich beneideten. Wieder einer, der es überstanden hat....

Nach etwa zwei Stunden waren die ,, Vernehmungen " zu Ende. Wir wurden in ein anderes Zimmer geführt. Dort gab uns ein SS- Ober­scharführer Instruktionen über Lagerordnung und erwünschtes Verhalten. Entgegen unserem soeben genossenen Anschauungsunterricht hatte dieser Demagoge die Stirn, zu erklären, daß niemand im Lager Unrecht geschähe. Wer sich anständig führe, werde auch anständig behandelt und könne jeder­zeit die Hilfe der SS in Anspruch nehmen. Jeder habe die Möglichkeit, wenn er durch die gewiß harte Schule des Lagers gegangen sei und durch Fleiß, Gehorsam, Ordnungsliebe, Sparsamkeit und Wahrhaftigkeit bewiesen habe, daß er ein brauchbares Glied in der Volksgemeinschaft geworden sei, die Freiheit wieder zu erlangen. Wer sich jedoch nicht unterordne, hätte ein schweres Los zu erwarten, sei aber selbst schuld daran, da es ihm an gutem Willen fehle, ein ordentlicher Mensch zu werden. Die Nationalsoziali­stische Partei und insbesondere die SS sei großzügig und reiche jedem, der den ernsten Willen habe, sich zu bessern, die Versöhnungshand..

Was hätte dieser gerissene Heuchler getan, wenn ein Häftling von uns vorgetreten wäre und die soeben erlittenen Miẞhandlungen durch die Bestien in der politischen Abteilung geschildert hätte?

Mit dieser unbeantworteten Frage verließ wohl jeder von uns den Raum. Dann wurden wir nach dem eigentlichen Lager geführt.

Wir gingen auf einer breiten asphaltierten Straße, zu deren Seiten ge­pflegte Grünflächen liefen. Als wir zum Tor kamen, durch das alle Häftlinge ein- und ausmarschierten und von der SS kontrolliert wurden, mußten wir halten.

Zwei Häftlinge wurden herausgeholt und zu einem der Lagerführer ge­bracht. Als die beiden Häftlinge nach etwa zehn Minuten wieder heraus­kamen, lief ihnen das Blut über Gesicht und Nacken.

Gesicht, Schädeldecke und Hinterkopf wiesen große Platzwunden auf, die stark bluteten.

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