Ich stempelte weiter und arbeitete fleißig in meinem gepachteten Garten, um der Not im Winter zu steuern. Abends saßen meine Frau und ich bis in die späte Nacht an literarischen Arbeiten. Es wurde wenig von diesen Arbeiten veröffentlicht, weil sie keine‚hereische Tendenz hatten. Selbst sogenannte demokratische Zeitungen und Zeitschriften schickten uns be- dauernd mit dem Hinweis auf die Richtlinien des Goebbelsschen Propa- gandaministeriums die Manuskripte wieder zurück.

Viel Geld für Porto und Rückporto war umsonst vertan. Wir stellten zwar unsere schriftstellerischen Arbeiten nicht ein, aber es war uns klar, daß wir jetzt keine Existenz damit aufbauen konnten. Bei meinem politischen Ver- halten wäre ich niemals Mitglied der Reichsschrifttumskammer geworden. Alle Verlage waren aber angewiesen, nur Arbeiten von Mitgliedern dieser Kammer zu veröffentlichen.

Körperlich war ich durch die langen Hungerjahre so heruntergekommen, daß ich mir ein schweres Magenleiden zugezogen hatte und ick nur noch dünne Schleimsuppen essen konnte. Eine schwere Arbeit konnte ich nicht mehr verrichten.

Da ich weiterhin in Jena durch das Arbeitsamt keine Arbeit vermittelt bekam, faßten wir im Herbst 1937 den Entschluß; Jena zu verlassen und

uns irgendwo niederzulassen, wo wir unbekannt waren. Nach vielem Hin

und Her einigten wir uns auf den Schwarzwald in der Nähe der schweizerisch - französischen Grenze. Diesem Plan lag die geheime Absicht zugrunde, ge- legentlich doch über die schweizerische oder französische Grenze zu gehen.{

Das Jenaer Arbeitsamt machte mir keine Schwierigkeiten. Es war im Gegenteil froh, mich loszuwerden. Ich bekam jedoch keinen Pfennig Um- zugsgeld. Ich verschleuderte deshalb den Rest meiner Bücher, verkaufte die Ernte meines Gartens und brachte gerade so viel auf, um den Transport

für die Möbel bezahlen zu können. Für unsere Reise zu drei Personen hatten

wir etwa 15, Mark. Wir mußten sehen, wie wir die Strecke bis Frei- burg, das sind über siebenhundert Kilometer, mit diesem Gelde zurück- legten..

Aber ich wußte, daß ich eine Frau hatte, die durch dick und dünn ging und keine Ansprüche stellte. Sie fand sich in allen Lebenslagen schnell zu- recht und wußte auch den Notzeiten. noch einige schöne Stunden abzuge- wirtnen. Sie war ein Mensch, der nie verzagte, auch wenn unsere Lage noch so trostlos und dunkel war. Immer sah ich in ein strahlendes und frohes Gesicht, mochten unsere Taschen auch leer sein.

Noch einmal wanderten wir hinaus durch den Vollradisrodaer Grund hin- auf zur Paul-Kahle -Höhe, um Abschied zu nehmen von jenem uns lieb- gewordenen Stück Erde des Thüringer Landes.

Es lag leise waldrauschend in der milden Sonne und der beginnenden Farbenreife des frühen Herbstes.

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