ihnen neue Hoffnung gegeben. Die Lebensbedingungen, di Sie heute hier. sehen können,“ind nicht so entsetzlich wie die, welche unter den Deutschen bestanden. Zweitens müssen Sie begreifen, daß dieses Lager nach dem Urteil der unglückseligen Opfer, die schon andere kennengelernt haben, in mancher Hinsicht zu den besseren gehörte. Vor allem deswegen, weil es hier in den meisten, wenn auch nicht in allen Fällen möglich war, verhältnismäßig ungestört an Hunger oder Typhus zu sterben. In gewissen anderen Lagern dagegen wurden die In-} sassen umgebracht oder in Massengräber geworfen, bevor sie tot| waren. Und dies sind Menschen aus jedem Lande, von jeder Religion und Rasse Europas . Das einzige Verbrechen vieler von ihnen war ihre Vaterlandsliebe.
Was Sie hier sehen werden, ist das letzte und äußerste Ver- dammungsurteil über die Nazipartei. Es rechtfertigt jede Maf- nahme, durch die die Vereinten Nationen diese Partei ver- nichten werden. Was Sie hier sehen werden, ist eine solche Schande für das deutsche Volk, daß sein Name aus der Liste zivilisierter Nationen gestrichen werden muß.
Sie, die Sie die Väter und Brüder der deutschen Jugend repräsentieren, sehen vor Ihren Augen einige der Söhne und Töchter, die einen kleinen Teil der direkten Verantwortung für dieses Verbrechen tragen. Nur einen kleinen Teil, dennoch eine zu schwere Last für die menschliche Seele. Aber wer trägt die wirkliche Verantwortung? Sie, die Sie Ihrem Führer erlaubt haben, seine schrecklichen Pläne durchzuführen! Sie, die Sie sich als unfähig erwiesen haben, seine erbärmlichen Triumphe zu verhindern. Sie, die Sie ven diesen Lagern gehört hatten oder doch wenigstens einen kleinen Begriff davon hatten, was in ihnen vorging. Sie, die Sie sich nicht spontan erhoben, um den Namen Deutschlands zu reinigen, ohne Furcht vor den persönlichen Konsequenzen. Sie stehen hier verurteilt durch das, was Sie in diesem Lager sehen werden. Sie müssen darauf gefaßt sein, durch Arbeit und Schweiß das zu sühnen, was Ihre Kinder begangen und was Sie nicht verhindert haben. Was immer Sie aber auch leiden werden, es wird ni®ht der hundertste Teil-dessen sein, was diese armen Menschen hier und in den anderen Lagern erdulden mußten.
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