Einleitung des Überseizers

Bi der Übertragung des Buches von Derrick Sington leitete uns nicht die:Absicht, einen ausländischen Schriftsteller der noch lebenden Generation um des Neuen willen, das er zu sagen hat, unserer Nationalliteratur einzufügen. Es ist ein durchaus poli- tischer und historischer Auftrag, der Verlag und Übersetzer verpflichtet, diesen Bericht über das Konzentrationslager Belsen nach seiner Befreiung durch die Engländer einer breiteren Offentlichkeit zugänglich zu machen. Er stammt aus der Feder eines Mannes, der als erster nach der Besetzung durch die Eng- länder das Lager betrat und wochenlang im Einsatz bei der Bekämpfung der infernalischen Leiden der Häftlinge stand. Die sachliche, fast zu sachliche Schilderung dieser Arbeit im ver- seuchten Lager, das zu einer Todesfalle auch für die Gesunden geworden war, bildet den wesentlichen Inhalt des Buches, das oft wie ein amtlicher Bericht anmutet. Aber die eindeutige Absicht des Verfassers, den Leser durch das Hilfswerk der Eng- länder"hindurch in das verbrecherische Inferno blicken zu lassen, bietet eine Gewähr für die Wahrhaftigkeit der Darstellung.

Diese Wahrhaftigkeit und warum kann das nicht vom gesamten öffentlichen Leben gesagt werden? schließt auch einen politischen Auftrag ein. Denn es gibt leider noch immer viele Deutsche, die sich gegen die Glaubwürdigkeit der Ver- brechen, von Deutschen begangen, sträuben. Da gibt es viele, deren Abscheu und Ekel vor solchen abgrundtiefen Unmensch- lichkeiten sich wie eine unüberwindliche Barriere zwischen ihren Charakter und die historischen Tatsachen legt; andere wehren sich gegen das Fürwahrhalten der Greuelberichte, weil es ihrem Nationalbewußtsein einen gefährlichen Stoß versetzen würde; noch andere fürchten sich vor den seelischen Erschütterungen, die sich angesichts der materiellen und ideellen Trümmer, die

7