Unser Wirt ist heute gestorben. Die geisteskranke Wirtin, statt sich um den Toten zu kümmern, sang in der Küche Choräle vom Antichrist. Im Garten blühen neue Rosen. Durch die schönen Zimmer des Hauses streift der Sommerwind. Von irgendwoher tauchte ein Sohn des Toten auf. Er nahm die Uhr und die Brief- tasche des Verstorbenen an sich und verschwand wieder, lautlos, tränenlos, erregungslos, irgendwohin. Niemand dachte daran, für ein Begräbnis zu sorgen. Schließlich nahm sich Janina dieser Aufgabe an.

In der Zeitung lesen wir von den Siegen der Alliierten und von den schrecklichen Luftangriffen auf deutsche Städte. Hitler , von seinem Dämon getrieben, opfert ganz Deutschland seinem entsetzlichen Wahnsinn. Seit die Rote Armee uns in Zbaraz befreite, haben wir von Christa nichts mehr vernommen. Wir sind nun gerettet; aber um Christa, die so treu half, uns zu retten, sind wir in großer Sorge. Ich flehe zu Gott, daß er diesen guten Menschen nicht untergehen lassen möge in der blutigen, sehmutzigen Todesdrift der Verbrecher in Deutschland .

Zbaraz kehrt nach der furchtbaren Zeit, die es er- leben mußte, zu friedlichen Tagen zurück. Die Ernte des Sommers wird auf den Markt gebracht. Obst und Gemüse werden in großen Mengen angeboten. Die

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