Der nichtjüdische Freund, der Christas Post für uns empfing, fühlt sich beobachtet und gefährdet, und wagt es nicht mehr, uns zu helfen. Wir sind vollkommen ver- zweifelt. Wenn Christas Sendungen uns nicht mehr er- reichen, sind wir verloren.Wir leben ja nur noch auf Abruf, nur durch Bestechung und List. Zum Glück hat sich schließlich ein menschenfreundlicher Arzt gefunden, der bereit ist, für uns mit Christa zu korrespondieren.

Zu Fräulein H., einem bildhübschen, achtzehnjährigen Mädchen, sagten die Männer der SS:Ja, du bist hübsch. Dafür bekommst du zwei Kugeln. Die junge, zweiundzwanzigjährige Frau F. war nicht tödlich getrof- fen. Sie wälzte sich am Boden und schrie, sie wolle noch nicht sterben.Was, sterben, sagte ein SS-Mann,ein Jude stirbt nicht, er krepiert. Ein fünfjähriger Junge blickte mit großen Augen auf seinen Henker.Na, Kleiner, für dich auch eine Kugel, sagte der fröhliche Mörder und erschoß den Knaben.

Es scheint nun sicher zu sein, daß Zbaraz judenfrei gemacht wird, und wir müssen etwas unternehmen, um uns zu retten. Wir haben mit einem ukrainischen Bauern verhandelt, und er hat uns Hilfe und Unter- kunft versprochen gegen gutes Geld natürlich. Heute holte er nun mit seinem Wagen Betten, Decken, Kleider

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