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schlafenden Haus eines Läutens schämte, das die Ab-

holung der Diebe ankündigt. Sicher war es auch Furcht, panische, nie gekannte Furcht, die mich zur Tür rennen ließ, wie einer Rettung entgegen; denn das Unvermeid- liche soll schnell geschehen, damit es vorbei ist. Meine nackten Füße liefen über den Teppich wie über bre- chendes Eis. Ich klammerte mich an den Türgriff, und ich sah mich zufällig im Spiegel der Flurgarderobe: einen dicken, keuchenden Mann in einem zu kurzen Hemd. Ich sah mich, wie ich mich nie gesehen hatte: gefährdet, heimatlos, krank. Meine Wohnung, ein Sym- bol meiner bürgerlichen Existenz, zerplatzte gleichsam vor meinem Auge, und ein Sturm wehte mich hinaus in das Ungeschützte, vielleicht in das wahre Leben, und alles, was bisher war, ist nur Täuschung das sichere Geschäft, die Briefmarkenhandlung, das Handelsregister, die Steuernummer, die bürgerlichen Ehrenrechte. Die Glocke hatte geläutet, die Stunde für mich geschlagen. Ich glaubte jedes Gerücht. Die Furcht, die ich fünf Jahre lang in mir unterdrückt hatte, mit einem ewigenes kann nicht sein, es ist nicht so, es wird mir nicht wider- fahren, diese Furcht brach aus dem gerissenen Deich meines Sicherheitsbewußtseins wie ein hemmungsloser, alles überflutender Strom. Ich erwartete Schläge, Fuß- tritte, Schreie. Ich sah SA, SS, HJ , die geläufigen Abkür- zungen für die Organisationen der Partei, ich sah ihre Fahnen, ihre Banner, ihre Aufmärsche, und ich sah mich auf ihrer Straße liegen, unter ihren Marschstiefeln, ein Opfer(warum, warum, mein Gott, warum ein Opfer?) und zertreten.

Vor der Wohnungstür im menschenleeren Treppen- haus stand aber nur der gemütliche Wachtmeister vom

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