der Vernichtung anderer, angeblich minderwertiger Rassen und Völker. Hier sind die Quellen des tiefen bestialischen Menschenhasses zu finden, der in die Praxis der Massen­vernichtung von Menschen in Todeslagern überging.

Friedhofsstille! Das war allerorts das Ziel der Hitlerleute. In der gegenwärtigen Gerichtsverhandlung wird die Auf­merksamkeit unwillkürlich auf die Tatsache gelenkt, daß der Schreiber Hempel, eine scheinbar bescheidene kleine Figur in der Lagerschreibstube, der sich eigentlich mit den Obliegenheiten seines Schreiberpostens hätte beschäftigen sollen, dort zu einem Mörder wurde und oft an Exekutionen und Vernichtungen der Häftlinge teilnahm.

Es fällt mir als Verteidiger schwer, über diese Tatsachen zu sprechen, aber sie sind unbarmherzig, unerbittlich, und ich habe weder das moralische noch das juristische Recht, Tatsachen zu verdrehen und Horst Hempel darin zu recht­fertigen, worin er unbedingt schuldig ist.

Und diese Episode, die zeigt, daß die Arbeit eines Schrei­bers sich mit der eines Blockführers sehr wohl vereinbaren ließ, bezeugt vollkommen klar, daß alle Personen in der Verwaltung und Bewachung des Konzentrationslagers systematisch im Geiste des Menschenhasses erzogen wur­den. Das von jedem von ihnen geforderte und gegebene schriftliche Versprechen, nicht zu denken und nicht zu urteilen, sondern blind und gehorsam die erteilten Befehle auszuführen, war ein unentbehrliches Uhrwerk in jedem SS- Mann, bei dem es Verstand und Herz ersetzte.

Und dies, Genossen Richter, war auch wirklich der Fall. Ich möchte zu dem schon Gesagten nur noch eine Er­wägung hinzufügen: Ein individueller Unterschied bei den einzelnen Angeklagten besteht doch. Man kann ihn in den von ihnen abgegebenen Erklärungen, wie auch in ihrem Verhalten vor Gericht und in ihrer Art, Aussagen zu machen, bemerken und verspüren.

Unwillkürlich tritt hier der laute Schreier Schubert her­vor. Sein dreistes, vorlautes Auftreten vor Gericht unter­scheidet ihn kraß von den anderen, und sogar Sie, Genosse Vorsitzender, waren gezwungen, ihn zu ermahnen, leiser

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