bedingungen im Lager überraschten ihn, aber im Laufe der Zeit gewöhnte er sich daran und verwandelte sich in einen für die damalige Zeit typischen Kerkerknecht. Sein Ver­hältnis zu den Häftlingen war unmenschlich, nach dem be­kannten, rein faschistischen System, das jegliche Humani­tät und sogar einfache Höflichkeit ausschloß. Ohne Zweifel war einer der Gründe für Saathoffs tiefe Verkommenheit seine gänzliche Unterwerfung unter die Willkür seiner Vorgesetzten sowie die Propaganda des Faschismus, die ihm durch Rundfunk, Film, Belehrungen und Instruk­tionen eingehämmert wurde.

Verehrte Richter, der Prozeß nähert sich seinem Ende, und bald, sehr bald wird der Gerichtshof die Bilanz aus seiner verantwortungsvollen Arbeit ziehen und sein ent­scheidendes Wort aussprechen.

Bevor Sie, Genossen Richter, die Ereignisse und Per­sonen beurteilen, bevor Ihr richterliches Gewissen jedem der Angeklagten das Urteil spricht, das ihm gebührt, möchte ich noch sagen, daß die Angeklagten Knittler, Saat­hoff und Rehn nur noch Schatten sind, gewiß unheimliche Schatten, aber immerhin doch Schatten der Vergangenheit. Und die Aufgabe der Menschheit besteht darin, zu ver­hindern, daß diese Schatten jemals wieder auftauchen und Leben gewinnen. Die Aufgabe des besten Teils der Menschheit, der fortschrittlich denkenden Menschen, be­steht darin, mit gemeinsamen Kräften solche Verhältnisse zu schaffen, die Welt auf einer solchen Grundlage auf­zubauen, daß Schrecken und Tod, die wie ein Unwetter über uns hingefegt sind, für immer aus dem Leben und der Geschichte der Völker verbannt werden.

N. T. Sidorenko, Verteidiger der Angeklagten Ecca­rius, Fresemann, Ficker und Hempel.

Genosse Vorsitzender, Genossen Mitglieder des Militär­gerichtshofes!

Ich werde mich bemühen, diejenigen allgemein- politi­schen und gesellschaftlichen Beurteilungen des gegebenen

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