Formationen nicht aus Überzeugung ein, sondern nur deshalb, weil die Uniformen und Paraden in München auf ihn, als einen Menschen, der selten oder nie in die Stadt kam, einen großen Eindruck machten. Das Leben in einem abgelegenen Winkel, die Arbeit in einer fremden Wirtschaft förderten seine geistige Entwicklung wenig, und es ist nicht verwunderlich, daß Uniformen und Paraden Knittler in solch einem Maße beeindruckten.
Im Lager wurde er sogleich entsprechend bearbeitet. Dort sah Knittler, oder vielmehr er spürte es instinktiv, daß die geringste Abweichung von der bestehenden Ord⚫ nung ihn sofort in die Lage eines Häftlings bringen würde, die Schrecken aber, denen die Häftlinge ausgesetzt waren, sowie die Tatsache, daß sie dem Tode geweiht waren, hatte er täglich vor Augen. Und Knittler führte mit mörderischer Planmäßigkeit die verbrecherischen Befehle seiner Vorgesetzten aus.
Knittler bekannte seine Schuld. Verdient er Nachsicht? Ja, er verdient sie, weil unter diesen verpesteten Verhältnissen, als Hitler und seine Helfershelfer die blutige Losung » Tötet jeden Russen, tötet, tötet!« ausgaben, als Richtlinien gegeben und alltäglich, allstündlich wiederholt wurden, daß man in Rußland alles nehmen soll, was man braucht, wenn auch Millionen dadurch umkommen- unter diesen Verhältnissen wurde Knittler ein anderer, weil diese giftdurchtränkte Lehre seine Seele vergiftete und Knittler in ein gehorsames Werkzeug in den Händen geschickter Menschen verwandelte.
Ich gehe zu dem Angeklagten Saathoff über. Er entstammt einer Bauernfamilie, hat Volksschulbildung genossen. Nach seinen Worten beeindruckten ihn die faschistische Propaganda und Agitation gewaltig, und er entschloß sich, in die SS einzutreten. 1940 trat er in die faschistische Partei ein und begründete dies damit, daß alle, die in den Reihen der SS standen, in die faschistische Partei eintraten. Er wurde zur Arbeit in das Lager Sachsenhausen abkommandiert und erhob Einspruch gegen seine Ernennung zum Blockführer. Die Verhältnisse und Arbeits
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