schaulich davon, daß er sich dazu vorbereitete, der leidenden Menschheit mit seinen Heilkenntnissen beizustehen. Doch der Faschismus stieß ihn auf den Weg der Teilnahme an Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Der Angeklagte Baumkötter brachte die Kraft und den Mut auf, seine Schuld zu bekennen. Er hat unbedingt die ganze Tiefe seines Falles erkannt. Er hat erkannt, daß seine Teilnahme an den faschistischen Untaten die Entartung seiner Ideen, die Entartung seiner Psyche, die Entartung seiner selbst zur Folge hatte. Er ist nicht nur wert, verurteilt, sondern auch bemitleidet zu werden. Ich bitte das Militärtribunal inständig, im Falle Baumkötter den Absatz» b«, Ziffer 4, Artikel II des Gesetzes Nr. 10 des Kontrollrates für Deutschland anzuwenden.
Indem ich ferner zu den konkreten Erläuterungen in bezug auf meinen dritten Klienten- Sorge, Gustav- übergehe, muß ich das Militärtribunal besonders bitten, bei der Urteilsfällung zu berücksichtigen, daß Sorge im Konzentrationslager Sachsenhausen nur bis Juni 1942 tätig war. Noch lange, bevor die Sowjetarmee und die alliierten Armeen die hitlerische Kriegsmaschine vernichtend schlugen, lange vor dem Zusammenbruch des Hitlerstaates, fast ein halbes Jahr vor der von dem verstorbenen Präsidenten Roosevelt , dem Generalissimus Stalin und dem ehemaligen Premierminister Großbritanniens , Churchill , unterschriebenen Moskauer Deklaration vom 30. Oktober 1943» Über die Verantwortung der Hitlerleute für ihre Untaten wurde der Angeklagte Sorge aus dem Konzentrationslager Sachsenhausen abkommandiert und kehrte nicht mehr dahin zurück. Schon bei dem ersten Verhör dieses Verfahrens vom 19. 12. 1946( Band III- IV, Seite 1-16) sagte der Angeklagte Sorge, ohne sich zu scheuen und ohne sich und andere herausreden zu wollen, aus:
>>...
In der grausamen Behandlung der Häftlinge kam meine persönliche Neigung zur Mißhandlung von Menschen zum Ausdruck, doch muß ich hinzufügen, daß meine Vorgesetzten und meine Untergebenen genau so waren wie ich. Der eine war eine mehr, der andere eine minder große Bestie, aber eine Bestie war jeder. Das in Sachsenhausen bestehende Lagerregime war ebenfalls keine Ausnahme.<<
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