Die Häftlinge waren da, um durch Arbeit getötet zu werden, und die Arbeit war dazu da, die Häftlinge um­zubringen. Für die Drahtzieher, die hinter dieser Ver­nichtungsmethode standen, für die deutschen Monopol­kapitalisten und Kriegsgewinnler, war allerdings das aus dem Blute der Häftlinge geschlagene Kapital das Wichtigste. Nicht umsonst waren die» Erd- und Steinwerke«, die » Deutschen Rüstungswerke«, die» Siemens- Bau- Union«<, die Demag «,» Messerschmitt «,» Heinkel und andere Werke an der Ausbeutung der Häftlinge von Sachsenhausen inter­essiert. Allein die» Erd- und Steinwerke« konnten nach den Bekundungen des Zeugen Girnus durch die Einschal­tung in den systematischen Vernichtungsprozeß durch Arbeit in Sachsenhausen ihren Umsatz von 400 000 Mark im Jahre 1940 auf einen Gesamtumsatz von 12 Millionen Mark im Jahre 1944 bei einer Steigerung von nur 10 Pro­zent der Häftlingszahl erreichen.

Aber um diese privatkapitalistische Auswirkung küm­merte sich ein echter SS - Unteroffizier wenig. Ihm war gesagt worden, daß die Häftlinge vernichtet werden müß­ten. Wie, das war ihm gleich. Möglichst so, daß er sich selbst dabei nicht anstrengen mußte. Er nahm sich deshalb oftmals gar nicht erst die Mühe, die Hand zu heben, um ein Häftlingsleben auszulöschen. Er ließ einfach mit einem einzigen Kommando- wie der ehemalige Häftling, der Pole Juschik, von einem Fall berichtet- das ganze Lager vom frühen Morgen bis zum späten Abend so lange stramm­stehen, bis 800 umgefallen und für das Krematorium>> reif<< waren. Oder er ließ Häftlinge mit Wasser begießen, wie der Zeuge Wunderlich berichtete, und bei 30 Grad Kälte so lange im Freien stehen, bis sie, zu steifen Puppen ge­froren, direkt ins Krematorium getragen werden konnten.

Anscheinend hatte man keinen Spaß daran, einen Men­schen schnell sterben zu sehen. Man» sparte« ihn auf, um ihn langsam, qualvoll auszulöschen. Als der Zeuge Görlitz einmal am Pfahl hing und man ihm, um seine Qualen zu erhöhen, dazu noch das Gesicht mit einem Federmesser zerschnitt, bat er seinen Schinder, er möchte ihm doch

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