Menschen bedeuten können. Für die Mordgesellen von Sachsenhausen war der eingelieferte Häftling kein menschliches Individuum mehr, sondern nur noch etwas Namenloses, eine Nummer( die wie bei einem Stück Vieh auf die Stirn, auf Rücken, Brust oder Gliedmaßen eingebrannt war) oder sogar noch weniger.
Wie anders hätten sonst Fälle möglich sein können, wie sie der junge Ukrainer Bossy berichtete, der von den Faschisten mit 16 Jahren aus seinem ukrainischen Heimatdorf zur Zwangsarbeit nach Deutschland verschleppt und nach schwerstem Leidensweg in das KZ- Lager Sachsenhausen eingeliefert wurde. Er mußte täglich zusehen, wie Juden gezwungen wurden, auf allen vieren herumzukriechen, wie Hunde zu bellen und sich gegenseitig zu beißen. Damit ihre Schmerzensschreie echt klangen, wurden sie dabei von den Blockführern viehisch geprügelt.
Bekam ein Häftling eine Ohrfeige oder einen Stockhieb, so war es nach den Aussagen von Bossy ein ungeschriebenes Gesetz, daß der Gezüchtigte die Mütze abnehmen und sich artig bedanken mußte. Der satanischen Erfindungsgabe für Methoden der Menschenerniedrigung war in Sachsenhausen keine Grenze gezogen. Der Zeuge Görlitz berichtet, wie ein junger Pole und ein Jude mit ihm an den Pfahl gehängt wurden. Nach qualvollen Leiden wurde der junge Pole abgebunden, dann mußte er seinem jüdischen Leidensgefährten derart das Gesicht zerkratzen, daß das Blut auf die Erde tropfte. Hierauf wurde der Jude abgebunden, und er mußte sein eigenes Blut auflecken, daß der Boden des KZ nicht beschmutzt bliebe.
Die SS - Banditen fanden es selbstverständlich, daß ihnen die Häftlinge zum Quälen und zum Töten überantwortet waren. Das war ihr Handwerk. Deshalb war es nur der Ausdruck der allgemeinen Einstellung des SS- Personals, wenn ein Blockführer einmal, was der Ukrainer Koperakow mit eigenen Ohren hörte, einen aufsichtführenden Häftling, der nach Schluß der Arbeit die Toten seines Trupps meldete, anbrüllte:» Wenn morgen wieder so wenig Leute bei dir gestorben sind, bekommst du kein zusätzliches Essen mehr!<<
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