Gerichtsvorsitzender: Vielleicht war das mit der Ver­dunklung nur ein Vorwand, um einen Grund zu haben, diese Leute zu beseitigen?

Saathoff: Das kann sehr gut möglich sein. In den näch­sten Tagen stand in der Zeitung, daß diese Leute auf der Flucht erschossen worden seien.

Sakowski, Paul. Der jüngste unter den 16 SS­Mördern, der 1920 in Breslau geborene Paul Sakowski, war über drei Jahre der offizielle Henker Sachsenhausens . Als er im Dezember 1940 zu diesem grausigen Amt be­stellt wurde, war er erst 20 Jahre alt.

Nachdem er kurze Zeit auf einem Oderdampfer als Heizer gearbeitet hatte, wurde er mit 17 Jahren zu einer gering­fügigen Gefängnisstrafe verurteilt. Nach Verbüßung seiner Strafe steckte man ihn ins KZ- Lager Sachsenhausen. Dort machte er sich 1939 der Meuterei schuldig und kam in den Zellenbau, wo er, wie er sagte, dem sicheren Tod ins Auge sah. Dort gab er sich, durch Versprechungen gelockt, zum Henker her. Für etwas Brot und andere kleine Vergünsti­gungen übertraf er bald viele seiner Vorbilder an Grau­samkeit und Rücksichtslosigkeit; so wurde der ehemals selbst Gepeinigte rasch zu einem der unbarmherzigsten Peiniger seiner früheren Leidensgenossen.

Am 6. Dezember 1940, morgens 8 Uhr, rief mich Haupt­scharführer Ettlinger in sein Dienstzimmer«, erklärte er auf Befragen seines Verteidigers.» Er war besonders freundlich zu mir, bot mir eine Zigarette an und fragte mich, ob ich gesund sei und ob meine Nerven durch die Haft gelitten hätten. Ich gab zur Antwort, daß die Nerven natürlich leiden in der Haft. Daraufhin fragte er mich, ob ich imstande wäre, einen Menschen zu erhängen, der ein kleines Mädchen vergewaltigt habe, das an den Folgen gestorben sei. Ich zögerte noch mit der Antwort; darauf versprach er mir, der Lagerkom­mandant werde dafür sorgen, daß ich bald befördert würde. Daraufhin willigte ich ein, den Henker zu machen.<<

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