Gerichtsvorsitzender: Der Gerichtshof interessiert sich da­für, warum Sie so besonders grausam und unmenschlich gegen die Häftlinge waren.

Sorge: Um meinen Vorgesetzten zu gefallen!

Gerichtsvorsitzender: Nach Band III, Seite 149, haben Sie, Angeklagter Sorge, in der Voruntersuchung ausgesagt, daß jedem sowjetischen Kriegsgefangenen mit einer chemischen Lösung auf den Rücken eine Nummer eingebrannt wurde, die also für immer auf seinem Körper bleiben mußte. Be­stätigen Sie diese Aussage?

Sorge: Jawohl, ich bestätige die Aussage, daß einem Teil sowjetischer Kriegsgefangener, die nach Flossenburg kamen, Nummern eingebrannt wurden.

Gerichtsvorsitzender: Anderen, nichtrussischen Häftlingen wurden auch Nummern auf den Rücken eingebrannt?

Sorge: Nein, das wurde nur bei sowjetischen Kriegs­gefangenen getan.

Gerichtsvorsitzender: Warum brachte man ausgerechnet sowjetischen Kriegsgefangenen gegenüber einen solchen Haß zum Ausdruck?

Sorge: Infolge der Propaganda, die gegen Sowjetruẞland gemacht wurde.

Schubert, Wilhelm.» 636 Russen habe ich mit eigener Hand umgelegt! erklärte der ehemalige Block­führer und SS - Unteroffizier Wilhelm Schubert , ohne eine innere Bewegung zu verraten oder auch nur mit der Wimper zu zucken. Zur Zeit dieser ungeheuerlichen Mord­tat war Schubert ganze 24 Jahre alt. Angesichts dieser Tat­sache ist jeder Versuch, irgendwelche Worte der Erklärung zu finden, von vornherein zum Scheitern verurteilt. Hier bleibt nichts mehr, als der Nachwelt die blutige Tatsache in ihrer ganzen Nacktheit zu erhalten, mit der nüchternen Feststellung, daß der Mensch Schubert nichts anderes war, als eines der in ihrer Weise vollendeten Produkte des Faschismus.

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