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Rehn, Ludwig. Für die unmenschlichen Arbeits­bedingungen im Todeslager Sachsenhausen war der ehe­malige SS- Untersturmführer Ludwig Rehn verantwortlich. Seit November 1939 war er der Leiter des Arbeitseinsatzes im Lager. Vorübergehend war er einige Male in andere Ver­nichtungslager, wie Maidanek und Lublin , abkommandiert und hatte da an Ort und Stelle Gelegenheit, die Methoden der nazistischen Großvernichtungsstätten zu» studieren. Das war für seine Tätigkeit von Bedeutung, weil er als Leiter des Arbeitseinsatzes von Sachsenhausen zusammen mit dem Chefarzt Baumkötter die Auswahl der Arbeitsunfähigen und Kranken traf und sie also in voller Kenntnis, was mit den Transporten geschah- nach Lublin , Maidanek , Mauthausen , Dachau usw. zur Vernichtung verschickte. An die 30000 Menschen hat er mit Baumkötter zusammen so­mit dem Tode überantwortet.

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Rehn, 1910 in Saarbrücken geboren, hat das Schlosser­handwerk erlernt. Er ist groß, breit, kräftig gebaut. Tief­schwarze Haare und dunkle Augen verstärken den Ein­druck des Verbrechers.

Seine Aussagen wirft er» soldatisch knapp in militäri­schem Kommandoton hin. Manchmal sind es nur halbe Sätze, oftmals nur ein, zwei Worte, als Antwort in den Saal geschleudert, aber fast immer sind es kategorische Bestäti­gungen ungeheuerlichster Tatsachen.

>> Was waren Ihre Funktionen in Sachsenhausen?« fragt ihn der Staatsanwalt. Selbstbewußt, es klingt fast, als wäre er auch heute noch stolz darauf, antwortet Rehn, Wort für Wort betonend:» Ich war in Sachsenhausen für den gesamten Arbeitseinsatz von 60000 Häftlingen verantwortlich!

Das war für längere Zeit der längste Satz dieses wort­kargen Mörders. Aber gerade die unverschämte Kürze seiner Antworten offenbart einen grausigen Zynismus.

Staatsanwalt: Was stellte das Lager Sachsenhausen dar? Rehn: Ein Vernichtungslager.

Staatsanwalt: Wie bezeichnen Sie die Arbeitsbedingungen in diesem Lager?

Rehn: Unmenschlich!