Staatsanwalt: Wissen Sie die Zahl der unmittelbar im Lager kurz vor der Evakuierung vernichteten Häftlinge? Baumkötter: Genau bekannt ist mir die Zahl vom Monat Februar, eine Zahl, die mir vom Lagerführer Weigerer mit­geteilt wurde. Es waren 4018 Häftlinge in diesem Monat. Staatsanwalt: Und die Listen zu diesen Vernichtungen wurden auch von Ihnen aufgestellt?

Baumkötter: Nachdem ich Befehl von meiner mir vor­gesetzten Dienststelle bekommen hatte.

Staatsanwalt: Und unter Ihrer Leitung wurden diese Listen aufgestellt?

Baumkötter: Sie wurden aufgestellt, auf meine Weiter­gabe des mir gegebenen Befehls.

Zu allem Überfluß machte Baumkötter auch die Fäl­schungen mit, durch die Zehntausende von Angehörigen der in Sachsenhausen Ermordeten über die wirkliche Todes­art des Gemordeten getäuscht wurden.

Gerichtsvorsitzender: In Ihren Aussagen in der Vorunter­suchung haben Sie angegeben, daß in jedem Fall von Ihnen eine Erklärung über normalen Tod abgegeben wurde. Be­stätigen Sie diese Aussage?

Baumkötter: Ich habe Befehl gehabt, für vernichtete Häftlinge den Totenschein auf normalen Tod auszustellen. Richter: Was für Todesursachen haben Sie angegeben? Baumkötter: Natürlichen Tod.

Den Höhepunkt seines Zynismus leistet sich Baumkötter, als er von seinem Verteidiger befragt wird, wie er jetzt seine Tätigkeit im Lager Sachsenhausen beurteilt. Theatralisch wandte er sich dem Gericht zu:

» Ich bin mir heute voll und klar bewußt, daß das, worüber hier verhandelt wurde und woran ich beteiligt war, verbreche­risch gewesen ist. Aber ich sehe es als ein besonders gewaltiges Verbrechen des Systems an, daß es gerade unsÄrzte, die wir zu einem anderen Ziel erzogen wurden, derart mißbrauchte und daß man uns derart vergewaltigt hat. Ich persönlich war als Soldat dazu gezwungen worden, und ich glaube, daß es Ihnen bekannt ist, daß ein Soldat gezwungen ist, zu gehorchen!<<

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