werkstatt, von Geltungsbedürfnis getrieben, manchen Traum von Macht und Gewalt über die auf ihn herabblicken­den Mitmenschen geträumt haben. Aber erst die Kaserne des hitlerischen Militarismus konnte ihm die Umgebung und die Verhältnisse bringen, in denen es ihm möglich war, auf rohe Befehlsgewalt bauend, seine Minderwertigkeits­gefühle zu ersticken und seinen unheimlichen Trieben hem­mungslos Lauf zu lassen.

Sofort, als sich diesem Menschen die» Chance bot, bereits 1933, meldete er sich zur SS, unter deren Einfluß er schnell tiefer und tiefer sank. 1942 wurde er wegen eines krimi­nellen Vergehens zu 6 Monaten Gefängnis verurteilt und zur» Bewährung in das Lager Sachsenhausen versetzt, um unter den Augen Kaindls seine Schuld wettzumachen.

Zur Vernehmung gerufen, macht er rückhaltlos über diese und alle anderen Fragen seine Aussagen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger spricht er nicht in monotoner Einförmig­keit. Er legt vielmehr Gewicht darauf, einzelne, ihm beson­ders bedeutungsvoll erscheinende Sätze und Worte nach­drücklichst zu betonen. Das gibt seiner Sprache etwas Salbaderndes.

Verteidiger: Hat Ihnen jemand im Lager gesagt, daß Sie durch Ihre Führung die Möglichkeit zur Bewährung hätten? Höhn: Jawohl, mir hat, Hauptsturmführer Kolbe persön­lich gesagt:» Du hast vieles gutzumachen. Nun besinn dich nicht lange und pack ruhig zu.<<

Verteidiger: Können Sie sich an die konkreten Umstände entsinnen, unter denen dieses Gespräch geführt wurde?

Höhn: Es geschah kurz vor einer Exekution, an der ich teil­nehmen sollte. Kolbe rief mich in sein Dienstzimmer und sagte zu mir:» Du hast viel gutzumachen. Jetzt bist du mal dran.<< Verteidiger: Vor diesem Fall hatten Sie noch an keiner Erschießung teilgenommen?

Höhn: Nein, noch nicht.

Verteidiger: In diesem Fall hat Kolbe darauf hingewiesen, daß Sie von Ihren Sünden frei werden könnten?

Höhn: Jawohl. Indem ich mich bei den Erschießungen eifrig bewährte.

70