kann. Und man muß sich, um all dies zu begreifen, immer wieder vor Augen halten, daß ja diese Bestie jahrelang Tag und Nacht nichts anderes gehört, gesehen, befohlen und selber ausgeführt hat als Mord, daß diesem Massenmörder Kaindl jahrelang das Leben eines Mitmenschen nicht mehr galt als jenes einer Fliege, die man mit einer Handbewegung auslöscht, und daß er sich in jahrelanger Praxis daran ge­wöhnte, über Erhängungen, Erschießungen, Vergasungen, Mißhandlungen und Folterungen mit der gleichen Selbst­verständlichkeit zu sprechen, mit der all diese Verbrechen begangen wurden.

Über die sogenannte» russische Aktion« vermag Kaindl keine persönlichen Angaben zu machen, weil er erst 1942 žum Lagerkommandanten ernannt wurde. Nebenbei er­wähnt er:» Soviel mir später als Kommandant bekannt wurde, sind bei jener Aktion mindestens 15000 Russen er­schossen worden.« Kaindl macht Angaben über die all­gemeinen Zustände im Lager, über die Vernichtungsanlagen des Lagers, über Einzel- und Massenaktionen zur Vernich­tung von Häftlingen, über die unmenschlichen Arbeits- und Unterbringungsverhältnisse und über das über die sowje­tischen Kriegsgefangenen verhängte Sonderregime.

Staatsanwalt: Welche Befehle sind Ihnen bekannt zur Be­handlung der Kriegsgefangenen?

Kaindl: Drei Tage vor dem Überfall auf die Sowjetunion wurde an die Divisions- und Regimentskommandeure ein Führerbefehl erlassen, wonach sämtliche Kommissare abzu­sondern und zur Vernichtung dem SD zu übergeben waren. Staatsanwalt: Welche Vernichtungsarten gab es in Ihrem

Lager?

Kaindl: Bis zum Herbst 1943 wurden die Vernichtungen in Sachsenhausen durch Erschießungen und Erhängungen durchgeführt. Für die Massenerschießung der russischen Kriegsgefangenen war ein besonderer Raum als Arztraum getarnt, in dem sich eine Meßvorrichtung zum Messen der Körpergröße, eine Tafel zur Prüfung der Sehschärfe und außerdem SS - Leute, mit weißen Kitteln als Ärzte getarnt, befanden. Beim scheinbaren Messen der Körpergröße wurde

5 Sachsenhausen

65