Der Angeklagte Ficker, der früher auch im Lager Mittel­bau diente, sagte aus:

Im Lager Mittelbau befanden sich 10000 bis 12000 Häftlinge ver­schiedener Nationalitäten: Russen, Polen, Franzosen . Sie arbeiteten in einem unterirdischen Werk, in dem V II hergestellt wurden.

Die Häftlinge arbeiteten bei gänzlich unzureichender Verpflegung 10 bis 12 Stunden unter der Erde. Freie Tage gab es nicht. An die 5000 Häftlinge waren in Tunneln ohne Fenster in Nässe und Schmutz auf dreistöckigen Pritschen untergebracht, ohne jegliches Bettzeug. Es kamen täglich nicht weniger als 30 bis 40 Mann um... Die un­erträgliche Arbeit, die Schikanen und die unmenschlichen Haft­bedingungen führten dazu, daß sich Häftlinge aus Verzweiflung das Leben nahmen, indem sie sich in die Schächte stürzten..( Band III, Seite 335.)

Der Angeklagte Knittler nahm mehrmals während seiner Arbeit im Lager( Mittelbau) an der Erhängung sowjetischer Kriegsgefangener teil, und der Angeklagte Saathoff, der im Lager Herzigenburg diente, mißhandelte persönlich die Häftlinge.( Band III, Seite 260-263, und Band IV, Seite 95-97.)

Die Machthaber der Hitlerregierung waren an der rück­sichtslosen Ausbeutung der Arbeitskraft der Häftlinge aus Habsucht interessiert, da sie darin eine Quelle der persön­lichen Bereicherung sahen.

Der Angeklagte Kaindl sagte zu dieser Frage folgendes aus:

Schon während meiner Tätigkeit als Leiter des Wirtschaftsverwal­tungsamtes in der Inspektion der Konzentrationslager wurden mir wiederholt Fälle bekannt, in denen Himmler große Bestechungs­gelder von den Unternehmern dafür bekam, daß er ihnen billige Arbeitskräfte zur Verfügung stellte: die Lagerhäftlinge. Auf diese Art und Weise schaffte sich auch der Stellvertreter Himmlers , der Chef des SS- Wirtschafts- und Verwaltungshauptamtes, Pohl, ein großes Vermögen. Er gab im Jahre 1942/43 allein für die Einrichtung und Möblierung seines Gutes über 1 Million Reichsmark aus. Außerdem zahlten die Unternehmer Bestechungsgelder auch an die untergeord­neten Chargen, die direkt die Leitung über die in ihren Betrieben arbeitenden Häftlingsgruppen hatten. Das alles führte zu einer maẞ­losen Ausbeutung der Häftlinge, die in kürzester Zeit ihre Arbeits­fähigkeit vollständig einbüßten.( Band II, Seite 24 und 25.)

Der Hitlerstaat bereicherte sich auf Kosten der Toten und der Lebenden. Laut einem den Akten beigefügten Be­fehl des SS- Hauptverwaltungsamtes, Obergruppenführer

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