Ich habe die Häftlinge, die im Schuhläuferkommando waren, ständig geprügelt. Ich verprügelte sie, wenn sie mit der marschieren­den Kolonne nicht mitkonnten, wenn sie nicht im gleichen Schritt gingen, wenn sie die Ordnung beim Marschieren in den Reihen nicht bewahrten, wenn sie während des Marsches zu langsam kehrtmachten, wenn sie die, sportlichen Übungen' nicht exakt ausführten. Ich er­innere mich nicht an alle Fälle von Verprügelungen, da ich die Häft­linge fast täglich prügelte.( Band III, Seite 95-98.)

Durch die Untersuchung ist festgestellt worden, daß in­folge der sichtlich mangelhaften Verpflegung, der Arbeit, die die Kräfte überstieg, der Schikanen seitens des Lager­dienstpersonals sowie durch die Verbreitung von Seuchen im Lager eine außerordentlich hohe Sterblichkeit der Häft­linge zu verzeichnen war.

Auf Grund der gesammelten dokumentarischen Beweise führt das Gutachten der gerichtsmedizinischen Sachver­ständigen zur Frage des Kaloriengehalts der Verpflegung der Häftlinge im Lager Sachsenhausen folgendes aus:

Eine Verpflegung mit einem solchen Kaloriengehalt konnte nicht. einmal die minimalsten Anforderungen des Organismus befriedigen, da sie nicht die Hälfte der bei einem normalen Stoffwechsel( d. h. wenn der Mensch sich im Zustand völliger Ruhe befindet) aufgewandten Energien deckte und folglich zur Erschöpfung und zum Hungertod führen mußte.

Das findet seine objektive Bestätigung in den Ergebnissen der im Juni 1945 vorgenommenen gerichtsmedizinischen Untersuchung der ehemaligen Lagerhäftlinge. Die gerichtsmedizinische Kommission hat im Laufe der Untersuchung von 498 Menschen bei 417 von ihnen ( d. h. bei 83 Prozent) Ernährungsdystrophie festgestellt, und zwar bei 122 von ihnen in unheilbarem Stadium; von dieser Gruppe verstarben während der Arbeit der Kommission vom 2. bis zum 25. Juni 1945 47 Kranke.( Band XI, Seite 25.)

Durch das Material der Voruntersuchung ist bewiesen, daß im Lager Sachsenhausen in der Zeitspanne von 1936 bis 1945 an Hunger und Mißhandlungen mehr als 20000 Häftlinge starben. Laut den Aussagen von Kaindl und Rehn sind allein während ihrer Tätigkeit im Lager mehr als 8000 Häftlinge gestorben.( Band VI, Seite 4.)

Kranke und arbeitsunfähige Häftlinge wurden der Mas­senvernichtung preisgegeben.

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