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auch noch Winkel erhalten. Beide wurden auf der linken Brustseite der Jacke und am rechten Hosenbein festgenäht. So trugen wir politischen Häftlinge rote, die Kriminellen oder

kurz BV:(Berufsverbrecher!) genannt, grüne, Asoziale(das

waren Arbeitsverweigerer, Zuhälter und_Dirnen ) schwarze, Zigeuner braune, Homosexuelle rosa und Bibelforscher vio- lette Winkel. Die Juden waren mit dem gelben Davidstern gekennzeichnet, der hin und wieder, je nach der Haftart des einzelnen, noch mit einem der vorgenannten Winkel gekreuzt war.

Ich möchte hier auch gleich wahrheitsgemäß feststellen, daß es heute nicht immer angebracht erscheint, ausnahmslos alle politischen Häftlinge als die allein Anständigen im Lager- leben hinzustellen. Ich konnte im Laufe meiner Lagerzeit leider die Beobachtung machen, daß es auch unter uns poli- tischen Häftlingen Außenseiter gab, die, sofern sie Capo oder Blockälteste wurden, vor Hochmut alle Kameradschaftlich- keit beiseitestellten und mitunter genau so brutal wurden, wie ein einen grünen oder schwarzen Winkel tragender Capo. Doch blieben derartige Fälle glücklicherweise in der Min- derheit. Umgekehrt aber gab es unter denGrünen auch wirklich anständige Kameraden. Wie überall im Leben traf man äüuf gute und schlechte Charaktere. Die Mehrzahl der politischen Häftlinge blieb stets ihren Idealen treu, organi- sierte unter sich und gleichgesinnten ausländischen Schick- salsgefährten eine Widerstandshewegung gegen die SS und die alle Lagerpositionen innehabendeGrüne und Schwarze Lagerprominenz und versuchte immer wieder Kameraden von uns an maßgebende Positionen gelangen zu lassen, was in Auschwitz auf den stärksten Widerstand desgrünen Lagerältesten stieß. Besonders aktiv rege waren die Kommu- nisten und vondiesen wiederum besonders der Karlsbader Karl Lill und der Westfale Peter Welsch, die unablässig da- nach strebten, den Gemeinschaftsgeist in kameradschaftlicher Zusammenarbeit mit den Vertrauensleuten der anderen Na- tionalitäten zu erhalten und zu fördern:

Der Auf- und Ausbau des Lagers wurde mit größter Eile vorwärts getrieben. Rings um das Lager wurde an hohen Betonpfosten neuer Stacheldraht gezogen; eine hohe Beton- mauer schloß das Wohnlager bald von der Außenwelt herme- tisch ab. In etwa je fünfzig Meter Abstand wurden für die SS -Wachposten hohe Türme errichtet und mit Maschinen- gewehren und Scheinwerfern ausgerüstet. Nach Eintritt der

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