die Stimme des kleinen Mannes. Ich atmete auf und er­zählte ihm flüsternd von dem Gespräch mit dem Schaffner. ,, Das macht nichts", beruhigte er mich ,,, wir fahren bis zur Endhaltestelle. Das bringe ich schon in Ordnung." Ich lehnte mich wieder in meine Ecke zurück. Nach der dritten Station kam der Schaffner und sagte zu mir: ,, Wollten Sie nicht bei der dritten Haltestelle aussteigen?" Der kleine Mann antwortete statt meiner: ,, Die Frau hat sich geirrt, sie glaubte, Beuron sei schon die dritte Station!" Der Schaffner entfernte sich. Ich weiß nicht mehr wieviele Haltestellen noch kamen, sehr viele sind es wohl kaum ge­wesen. Vor der letzten sagte der Mann kurz: ,, Wir sind gleich da." Ich stieg hinter ihm aus, mir kam vor, es sei noch dunkler geworden, man konnte keine Hand vor Augen sehen. Der kleine Mann wies mich an, stehenzubleiben, bis er sein Fahrrad aus dem Gepäckwagen geholt habe. Auch jetzt noch konnte er mich verlassen, ich war ihm ausge­liefert. Die folgenden Minuten wurden zur Ewigkeit.

Doch da war seine Stimme wieder: ,, Kommen Sie!" Wir gingen ein paar Schritte. ,, Hier sollen wir den zweiten Mann treffen, der Sie weiter führen wird", sagte er leise. Wir warteten. Jetzt trat jemand zu uns, ich konnte nur er­kennen, daß dieser Zweite im Gegensatz zum Ersten recht groß zu sein schien. Der Kleine übergab ihm etwas. ,, Hier ist das Geld", hörte ich seine Stimme. ,, Wie steht es?" fuhr er fort. ,, Schlecht", antwortete der Zweite kurz. Ich er­schrak. ,, Aber wir versuchen es trotzdem", tönte wieder die Stimme des Großen aus dem Dunkel. ,, Gut, ich gehe dann", erwiderte der Kleine, und sofort hatte ihn die Finsternis verschluckt.

Der Große wandte sich zu mir: ,, Gehen Sie immer etwa zwanzig Schritte hinter mir", er zündete eine Zigarre an, tat ein paar Züge, die sie hell aufglimmen ließ und begann zu gehen. Ich folgte, von Zeit zu Zeit sah ich vor mir den leuchtenden Punkt der Zigarre des voranschreitenden Man­nes. Ich fühlte, daß wir auf einer Landstraße gingen,

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