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über diesen Ausspruch eines völlig Fremden, Gleichgültigen geschmeichelt fühlte. Da sprach er auch schon weiter: ,, Haben Sie den Gepäckschein?" Ich gab ihn hin. ,, Und das übrige?" Auch des Couvert mit dem Geld und der Ring wanderten in seine Hände. ,, Gut", fuhr er fort ,,, Sie kom­men heute abend um Viertel vor neun Uhr auf den Bahn­hof, bleiben in der Nähe der Sperre und passen auf, wenn ich dort durch gehe. Sie folgen mir auf dem Fuß, ich habe Ihre Fahrkarte und lasse sie mit der meinigen lochen. Dann gehen Sie den ersten Bahnsteig ganz weit nach rechts hin­unter, ziemlich am Ende steht ein kleiner Lokalzug. In den steigen Sie ein und erwarten alles Weitere. Der Zug fährt neun Uhr fünf ab." Damit nickte er nochmals kurz und verschwand.

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Ich blieb noch eine Weile stehen und ging dann den Weg zurück, den ich gekommen war. Plötzlich überflutete es mich heiß. War es nicht falsch gewesen, dem Mann alles abzugeben? Konnte er nun nicht einfach verschwinden und mich sitzen lassen? Aber es war so ausgemacht, tröstete ich mich selbst abwarten und ruhig bleiben! Wie gut, daß Hella mich erwartete, ein Mensch, der mich gern hatte und Verständnis und Warmherzigkeit besaß! In der großen Gaststube ließ ich meine Augen wandern, bis ich sie ent­deckte. Ich setzte mich zu ihr und berichtete. Sie hörte gespannt zu. Als ich meine Bedenken äußerte, redete sie sie mir aus. ,, Diese Sorge ist sicher überflüssig", sagte sie be­ruhigend ,,, du hast genau das getan, was verabredet war. Laẞ uns vertrauen, daß alles gut wird!" Wir blieben noch eine Weile sitzen, dann schlenderten wir wieder in der Stadt umher, Hella suchte sich ein Zimmer für die Nacht. Wie langsam ging doch die Zeit, immer noch zwei Stunden, bis wir wieder zum Bahnhof gehen konnten!

Aber schließlich gingen auch diese vorüber. Es war dunkel geworden, der Tag war trüb gewesen, hin und wieder hatte es getröpfelt, aber nicht hintereinander ge­regnet. Da lag der Bahnhof, Hella löste eine Bahnsteig­

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