Glaube mir, wenn ich vorher gewußt hätte, daß es so lange gehen würde, ich hätte die Flucht von München nach Ber lin in die Illegalität nicht unternommen." ,, Das glaube ich dir gern", erwiderte Hella. ,, Aber laß uns allmählich gehen, es wird Zeit." Wir zahlten unsere kleine Zeche und wanderten zum Bahnhof zurück. Hella ging in das gegenüberliegende Wirtshaus, wo ich sie abholen sollte, falls ich nicht gleich weiter mußte. Doch glaubte sie, dazu werde man das Dunkel des Abends abwarten. Wir trennten uns rasch.
Langsam, den Puppenbesen in der Hand, angespannt aufmerkend ging ich nun den vorgeschriebenen Weg, der belebt war von einer Menge aus ihrem Betrieb kommender Arbeiter. Da- dort drüben stand ein kleiner Mann, wie zufällig, eine Zigarette rauchend, gleichmütig die Vorübergehenden betrachtend. War das nicht ein fast unmerkbares Nicken des Kopfes, ein Blinzeln der Augen, als er mich sah? Und nun wandte er sich ruhig und schritt eine Querstraße hinunter. Ich folgte; jetzt klopfte mein Herz so stark, daß ich meinte, es müßte zerspringen! Aber was war das? Der Mann, den ich fest im Auge behielt, hatte sich wieder umgewandt und ging nun an mir vorüber. Sollte ich mich geirrt haben? Doch ich konnte ihm jetzt nicht folgen, das wäre zu auffällig, also ging ich noch ein wenig langsamer die Straße in der begonnenen Richtung weiter. Jetzt mein Herz tat einen Sprung!-da kam der gleiche kleine Mann wieder an mir vorbei und schritt ein wenig schneller vor mir her. Er war es! Nun war ich ganz sicher! Allmählich verlief sich der Strom der Menschen, auch die Häuser wurden seltener, standen nicht mehr in Reihen nebeneinander, Gärten und Felder schoben sich dazwischen, und bald hatten wir auch die letzten Wohnstätten hinter uns gelassen. Da stand der Mann still und ließ mich herankommen. ,, Ich komme von Xaver", nannte ich die Parole. Er nickte. ,, Sie sind richtig, mit Ihnen kann man etwas Der Mensch ist eine machen“, sagte er anerkennend.
-
sonderbare Kreatur, ich muß Dir gestehen, daß ich mich
292


