Möglichst dreifache Unterwäsche, zwei Sommerkleider und Rock und Bluse, darüber noch der Wintermantel und an den Füßen die Bergstiefel, ein Geschenk vor meiner Beförderung ins Sammellager. Als dieser ganze Haufen vor uns lag, meinte Hella zweifelnd: ,, Ob du das wirklich alles übereinander ziehen kannst? Du solltest es jetzt mindestens zur Probe versuchen." Gesagt, getan; es ging gut, ein Segen, daß ich früher so viel dicker gewesen war! Wohl sah ich etwas rundlich aus, aber Lottes und Hellas kritische Augen konnten nichts Auffallendes an mir entdecken.- Der Abschied am nächsten Morgen fiel uns allen nicht leicht. Rolf hatten wir gesagt, daß ich als Aushilfe in ein Kinderheim bei Radolfszell ginge, ich hatte ihn ja schon lange auf ein plötzliches Scheiden vorbereitet. Er fand es tröstlich, daß ich nicht so weit fort fuhr.
Wir mußten den Zug nehmen, der gegen zehn Uhr abging, und mit dem wir um drei Uhr Singen erreichen sollten. In Donaueschingen hatten wir eine Stunde Aufenthalt, die wir benützten, um etwas Warmes zu essen. Ich hatte außer meinem Rucksack noch eine alte Einkaufstasche und meine große lederne Handtasche, Hella das Wäschepaket, ihr Stadtköfferchen und den Puppenbesen. Es war ausgemacht, daß sie in Singen übernachten und am nächsten Tag nach Freiburg zurückfahren sollte, um Bericht zu erstatten.
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Ich kann dir nicht sagen, wie dankbar ich für Hellas Begleitung war! So ging die Zeit doch etwas rascher mit gemeinsamer Unterhaltung hin. Wir kamen ziemlich pünktlich in Singen an, gaben das Wäschepaket auf der Handgepäckstelle ab und schlenderten in entgegengesetzter Richtung als der, in welcher ich später zum Treffpunkt gehen sollte, durch die Stadt, bis wir ziemlich weit draußen eine kleine Gartenwirtschaft fanden, in der wir uns niederließen. ,, Bist du ängstlich, Buddeli?" brach Hella das Schweigen. Ich schüttelte den Kopf. ,, Nein, ich bin ganz ruhig. Ich bin froh, daß so oder so ein Ende des Zustandes kommt, in dem ich seit nun fast zwei Jahren gelebt habe.
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