wird es sein, ihn aufzutreiben. Aber da ich dich begleite und den Besen wieder zurückgeben kann, werden wir schon einen geliehen kriegen.“„Ich möchte versuchen, einen Puppenbesen zu bekommen“, erwiderte ich,„er wäre mir viel’ sympathischer als ein richtiger großer, der unbequem zu verstauen und zu tragen ist.“„Du hast recht, das wäre natürlich angenehmer. Wir werden Lotte fragen, wo wir eventuell einen solchen geliehen bekommen. Aber nun laß dir weiter berichten: Du mußt um fünf Uhr nachmittags in Singen sein und eine bestimmte Straße in Bahnhofsnähe langsam hinuntergehen. Irgendwo wird ein Mann stehen, der dir unauffällig ein Zeichen geben und sich dann lang- sam in Bewegung setzen wird. Du wirst ihm folgen. An einer einsamen Stelle wird er haltmachen. Du hast ihm ein bestimmtes Kennwort zu sagen, an dem er neben allen anderen Zeichen merkt, daß du die Person bist, die fort- gebracht werden soll. Dann hast du ihm Geld, Ring und den Gepäckschein für das Wäschepaket, das ich an der Handgepäckstelle in Singen abgeben werde, auszuhändigen. Das Weitere wirst du von ihm erfahren. Soviel ich weiß, wird er dich nach einer Weile einer zweiten, und diese schließlich einer dritten Person zur Weiterbeförderung übergeben. So, das ist alles, was ich dir sagen kann.“
Mittags wurde Lotte wegen des Puppenbesens inter- pelliert.„Vielleicht kann Frau M. Ihnen helfen, Buddeli“, meinte sie.„Da sind Kinder im Hause, und sie kennt Sie und wird alles tun, um Ihnen weiterzuhelfen.“ Ich hatte Glück, Frau M’s. Nichten, die bei ihr wohnten, besaßen wirklich einen sehr gut erhaltenen Puppenbesen, den Frau M. mir gern zur Verfügung stellte.—
Auch das Packen des Rucksacks war schnell erledigt. Ein Paar Schuhe, Reisehausschuhe, eine Bluse, ein Nachthemd, die notwendigsten Toilettenutensilien und das Tagebuch waren bald verstaut. Schwieriger war die Frage zu lösen, was ich anziehen sollte. Aber ich hatte ja von den vielen Deportationen her eine traurige Routine in diesen Dingen.
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