Wiedergabe zu hören, die ja verständlich gewesen wäre, erlebte eine große Ueberraschung. Es war eine erstaunliche Leistung, nur zu erklären mit der Hingabe und dem Einsatz der Kräfte jedes einzelnen. Alles war bis ins kleinste geprobt und studiert, bis es vollkommen war. Und die Schönheit des Werks fand den gebührenden Rahmen in dem wunderbaren Raum des Münsters, das der Erzbischof bereitwillig zur Verfügung gestellt hatte. Waren das dieselben deutschen jungen Menschen, die als fanatische Nationalsozialisten die schrecklichen Grausamkeiten in den besetzten Gebieten verübten, von denen wir durch die ausländischen Sender hörten? Nein, wohl nicht dieselben; wir wußten aus Berichten eines Studenten, des Sohnes eines Freundes vom Wackes, daß hier, wie z. B. in München , eine zahlenmäßig starke Opposition gegen das herrschende Regime unter der Studentenschaft bestand. In München hatte sie offen zu opponieren gewagt und war sofort blutig unterdrückt worden. Aber man hatte sie trotz aller Terrormaßnahmen nicht ausrotten können. In dieser Aufführung meinte ich sie zu hören: aus den Rhythmen der begleitenden Instrumente, aus den Chorfugen erhob sich die Stimme der geknechteten Gottheit, die trotz allem den Sieg davontrug, der geschändeten Menschlichkeit, die schließlich triumphierte, und sie weckte in den andächtig Lauschenden neuen Mut, gab ihnen neue Kraft auszuhalten bis zum ersehnten Ende der Tyrannei, das ja einmal kommen muẞ!
Ich lese die letzten Sätze, die ich im Februar geschrieben habe. Ja, für mich ist das Ende der Knechtschaft nun da; doch noch ist mir alles wie ein Traum, aus dem ich zu erwachen fürchte! Aber ich will Dir von allen Ereig
286
-


