wohl ich weiß, wie zermürbend und niederdrückend es auf die Dauer wirkt; ich bin nicht mehr Herr über meinen Willen, und dabei sind Hella und Peter erst seit fünf Tagen fort.
Noch immer warte ich vergebens auf die ersehnte Nach
richt. Ich schäme mich vor mir selber und den Menschen, die mit mir zusammen leben, wie nervös und überreizt ich bin. Dabei weiß ich, daß augenblicklich gar keine Möglichkeit der Flucht besteht, weil unerwartet nach einem sehr milden Januar und der ersten Hälfte des Februars heftige Schneefälle eingesetzt haben. Hella sagte mir, daß bei Schnee, der alle Spuren verraten würde, keine Grenzüberschreitungen stattfinden können. Also warte ich jetzt darauf, daß der Schnee verschwindet.
Wir erfuhren schon vor einer Woche von einer Aufführung der Matthäus- Passion im Münster durch die Studentenschaft, gleichzeitig aber auch, daß keine Karten mehr zu haben seien. Ich war sehr traurig darüber, gar zu gern hätte ich dies Werk wieder einmal gehört! Durch einen glücklichen Zufall erhielt ich schließlich doch eine Karte, und so kam es, daß ich gestern dieses Oratorium im Münster hörte.
Die Freiburger Studenten führten das Werk zum Gedächtnis ihrer im Kriege gefallenen Kameraden auf. Der Dirigent war ein Student, der nach einer Kriegsverwundung in ambulanter Behandlung war. Er hatte das Ganze mit dem Chor und dem Orchester einstudiert, die nur aus Studenten und Studentinnen bestanden. Lediglich die Solisten waren Berufssänger, und es war gelungen, erste Kräfte dafür zu gewinnen. Die Aufführung war etwas ganz Besonderes, und wer gefürchtet hatte, eine dilettantenhafte
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