sich krümmt und duckt, ohne mehr die Kraft der Abwehr oder gar der Auflehnung aufzubringen.
Aber Hella wußte mir auch freundlichere Kunde zu melden: Sie hatte wirklich die Verbindung mit einem der Mittelsmänner aufnehmen können, die mit einer Organisation des Menschenschmuggels in die Schweiz zusammenarbeiteten. Sie hatte noch keine bestimmte Zusage erhalten, aber sie hoffte, es werde gelingen, mich auf diese Weise über die Grenze zu schaffen: ,, Wann es so weit sein wird, weiß ich nicht, es kann einmal ganz schnell gehen, es kann aber auch noch ein Vierteljahr dauern", schloß sie ihren Bericht. ,, Wenn ich den Termin weiß, komme ich her, ich kann es in meinem Betrieb, in dem ich nur noch allein tätig bin, immer irgendwie einrichten und gebe dir mündlich über alle Einzelheiten Bescheid. Vielleicht kann ich dich sogar noch ein Stück begleiten", fügte sie hinzu. Ich atmete innerlich auf. Wie oft hatte ich im letzten Herbst an klaren Tagen von einer der Schwarzwaldhöhen, auf die ich, Pilze sammelnd, gestiegen war, die Schweizer Berge von ferne leuchten gesehen. Wie stark war dann immer von neuem die Sehnsucht nach diesem gelobten Land des Friedens und der Freiheit in mir aufgeflammt, die Sehnsucht vor allem nach einem Leben nicht mehr außerhalb von Gesetz und Gesellschaftsordnung! Sollte diese Sehnsucht nun bald in Erfüllung gehen? Aber wie oft schon hatte sich das Tor zu dieser Rettungsinsel lockend einen Spalt geöffnet, um dann mit Donnerkrachen, alle Hoffnung für den Augenblick begrabend, wieder zuzuschlagen! Mit zusammengebissenen Zähnen predigte ich mir selber Ruhe, geduldig abzuwarten, keine großen Erwartungen zu hegen, bis ich der Erfüllung sicher sein konnte! Doch das ist leicht gesagt. Heimlich weben die Wünsche und Hoffnungen an einem neuen, lokkend weichen Tuch, das alle klug abwehrenden Gedanken einhüllt und verbirgt! Ich wollte nicht warten auf die verabredete kurze Nachricht, die mir die Gewißheit der nahen Abreise bringen sollte, und ich tue es doch, ob
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