beitenden mit ihren Firmen verpflanzt wurden. Und das war eine Maßnahme, die ganz tief in das persönliche Leben des einzelnen eingriff, die Familien auseinanderriẞ und die Mitglieder über das ganze Reich zerstreute. Viele suchten sich dem zu entziehen, indem sie ,, untertauchten" und wie wir Judendas illegale Leben einem solchen, das in ihren Augen keines war, vorzogen.

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Ich mußte daran denken, was Du einst, angesichts eines der damals neu aufgerichteten Schaukästen mit der anti­semitischen Zeitung ,, Der Stürmer " und der in leuchtenden Lettern angebrachten Ueberschrift: ,, Die Juden sind unser Unglück!", die wir damals noch wie einen Schlag ins Ge­sicht empfanden, geäußert hast: ,, Dies Wort: Die Juden sind unser Unglück! ist prophetisch, nur wird es sich in einem ganz anderen Sinne bewahrheiten, als die Verfasser jetzt meinen. Nämlich das, was sie uns jetzt antun, wird wie ein Bumerang in der Hand des Schleudernden auf sie zurückfallen und sie mit den gleichen Schlägen treffen, die sie nun und in Zukunft auf uns herniedersausen lassen." Ich hielt das damals für übertrieben, heute zeigt es sich, daß Du recht gehabt hast. Alles wiederholt sich haargenau. Ihr Vermögen, ihre Häuser werden ihnen geraubt und zer­trümmert, sie werden zusammengepfercht in Notquartieren, die immer dürftiger und menschlichen Wohnungen unähn­licher werden. Ihre Männer, Brüder, Söhne kämpfen und fallen auf fremder Erde, die Frauen, Schwestern und Töch­ter roboten elf und zwölf Stunden täglich und müssen dann oft, wie früher die Unseren, die Wege zu Fuß zurück­legen, weil die Verkehrsmittel nicht mehr intakt sind. Die Kinder sind irgendwo in Heimen notdürftig untergebracht, die schriftliche Verbindung ist unzulänglich, oft stockend und unzuverlässig. Frauen und Kinder sind in früher un­vorstellbarem Maß der Massenvernichtung ausgesetzt. Kurz alle Not, alles Elend schlägt wie mit unsichtbaren Hämmern immer rascher, immer wuchtiger auf das ganze Volk los, das wie betäubt und stumpf unter dem Unmaß des Leides

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