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nissen einen möglichst genauen Bericht geben. Meine Geduld wurde noch auf eine recht harte Probe gestellt. Der Schnee wollte und wollte nicht weichen, den ganzen März hindurch blieb er hartnäckig liegen, hie und da durch neue Schneefälle sogar verstärkt. Ostern kam heran, zag­haft wagten sich die ersten Frühlingsboten hervor, die Knospen an Sträuchern und Bäumen wurden dicker und glänzender. In Freiburg war der Schnee jetzt endlich ver­schwunden, doch immer noch blieb die ersehnte Nachricht aus. Da kam vor etwa vierzehn Tagen der Wackes mit be­sonders ernstem Gesicht heim, und als Rolf im Bett war, erzählte er folgendes: Er sei auf dem Nachhauseweg von einem Polizisten des Reviers angerufen und hereingebeten worden. Er kenne ihn schon seit langem als anständigen Menschen und korrekten Beamten, der sicher kein Freund der Nazis sei. Im Büro war niemand außer ihnen. ,, Ich wollte Sie allein sprechen", begann der Beamte. ,, Bei Ihnen in der Wohnung haben Sie seit längerer Zeit eine ältere Frau, die vor den Bombardierungen flüchtete, aufge­nommen. Sie haben sie nicht polizeilich angemeldet. Ich weiß, Sie wollen sagen, daß das heute nicht mehr so genau genommen wird wie früher, wir hier auf dem Revier drücken in dieser Beziehung auch gern ein, ja notfalls beide Augen zu. Aber in Ihrem Haus wohnt eine Person, die Ihnen anscheinend nicht wohlgesinnt ist. Sie muß wohl gespürt haben", und dabei lächelte er ,,, daß Sie die Nazis nicht gerade lieben. Ich habe durchaus Verständnis dafür", wehrte er ab, als der Wackes etwas erwidern wollte. ,, Sie möchte Ihnen gern etwas am Zeug flicken, und da sie gestern bei mir eine Sache zu erledigen hatte, nahm sie die Gelegenheit wahr, um mir zu sagen, ich solle mir die Frau Schröder, die da bei Ihnen wohnt, doch einmal ge­nauer ansehen. Sie glaubte die Äußerung von ihr gehört zu haben, der Krieg könne ja von Deutschland nicht mehr ge­wonnen werden, und dagegen müsse man doch einschreiten, es sei ja direkt verbrecherisch, so zu reden. Ich beschwich­

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