Tagen geschrieben hatte, noch nicht in seine Hände ge­langt war. Er versprach, sofort zum Bahnhof zu kommen und mich in seine Wohnung zu geleiten. Eine Viertel­stunde später war er im Wartesaal und begrüßte mich herzlich. Ich hatte ihn viele Jahre nicht gesehen, war auch damals nur gelegentlich mit ihm und seiner Frau Lotte bei Merkels zusammengetroffen. Er war Badenser, in Freiburg geboren, hatte aber einen großen Teil seiner Schulzeit in Mühlhausen im Elsaß verbracht und wurde deshalb von den Berliner Freunden scherzhaft ,, Wackes" genannt, welchen Spitznamen er sich, trotz des bösen Klangs, den er im Elsaß zu haben pflegte, gutmütig gefallen ließ. Der Einfachheit halber will ich ihn hier auch so nennen.

Wir fuhren mit der Tram und mußten am Bertholds­brunnen in eine zweite umsteigen. Der Wackes erzählte, er habe seiner Frau meine Ankunft telephoniert. Da sie hier im Eckhaus arbeite, werde sie sicher herunterkommen, um mich kurz zu begrüßen. Gleich darauf war sie bei uns. Sie war fast unverändert: Groß, hübsch, blond und grauäugig, eine sehr sympathische Erscheinung. Sie war viel jünger als ihr Mann, höchstens vierzig Jahre, während der Wackes hoch in den Fünfzigern war. In ihrer Sprache konnte man trotz der vielen Jahre, die sie von Berlin ab­wesend war, die Berlinerin nicht verkennen. Ich wußte sofort, wir würden uns gut verstehen. Doch da kam unsere Tram, die uns bis zu ihrer Wohnung führen sollte. ,, Auf Wiedersehen mittags!" rief sie mir noch nach ,,, stelle der Buddeli" wir hatten uns sofort geeinigt, daß sie mich bei diesem schönen und ungefährlichen Namen nennen sollten! ,, ein Frühstück hin, Wackes!"

-

Die Wohnung lag im ausgebauten Dachgeschoß eines massiven Hauses von zwei Stockwerken. Das hübsche große Wohn- und ein danebenliegendes kleines Herrenzimmer hatten die Fenster nach der Straßenseite mit einem schönen Blick auf die angrenzenden Schwarzwaldberge; Schlaf­zimmer und Küche lagen nach hinten, mit dem Blick auf

271