stanz, Basel!" Langsam schob ich mich vorwärts, durch die Sperre hindurch, eine Treppe hinauf auf den dunklen Bahn­steig. Es knirschte unter den Füßen: Glassplitter! Da stand der dunkle Zug, nur schnell hinein! Drinnen tappte man zu einem Sitzplatz. Bald füllte sich der Wagen, kurz darauf fuhr der Zug ab.

In Erfurt erfuhr ich, daß mein Anschlußzug in etwa dreißig Minuten erwartet werde. Ich löste mir eine Fahr­karte nach Freiburg und wartete auf dem Bahnsteig. Auch hier war es sehr dunkel, aber es war nicht kalt. Mein Zug kam, ich stieg in den ersten besten Wagen. Es war ent­setzlich voll, in jedem Abteil alles besetzt, auf den Gängen Menschen und Gepäckstücke eng gedrängt. Ich stellte mich auf den Gang. Keine schöne Aussicht, die ganze Nacht stehend zuzubringen, in einer Luft, die schon jetzt zum Schneiden dick war! Aber damit hatte ich rechnen müssen. Wer nicht vom Ausgangsbahnhof des betreffenden Schnell­zuges abfuhr und sich durch stundenlanges Anstehen an der Sperre einen Sitzplatz erkämpfte, konnte bei den wenigen noch fahrenden Zügen für Zivilpersonen nicht einen solchen erwarten, ja, er mußte froh sein, wenn er überhaupt in den Zug hineinkam. Es war eben Krieg, und auch unser Zug zu einem großen Teil von Soldaten besetzt. Nach einer Weile öffnete sich die Abteiltür, vor der ich stand, und zwei Soldaten kamen heraus. ,, Donnerwetter, ist das voll hier", sagte der eine. ,, Da ist ja kaum Platz zum Stehen!" Er wandte sich zu mir. ,, Setzen Sie sich drin­nen auf meinen Platz, dann kann ich Ihren Stehplatz ein­nehmen. Später können wir wieder tauschen." Ich dankte und nahm den mir gezeigten Platz ein.

Angekommen, ließ ich vergeblich meine Blicke nach meinem Gastgeber schweifen. Schließlich ging ich in den Wartesaal und telephonierte nach dem Betrieb, in dem er arbeitete. Sehr erstaunt begrüßte er mich, als ich ihm meinen Namen natürlich Martha Schröder nannte. Es stellte sich heraus, daß Lenes Brief, den sie vor vier

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