Die Tage vergingen wie im Fluge, im Handumdrehen war der Donnerstagabend herangekommen. Es war gerade noch eine halbe Stunde Zeit, um auf den Bahnhof zu gehen, als die Sirene das Alarmzeichen gab.Wenn es nicht gar zu lange dauert, bekommst du noch in Erfurt den Anschluß, tröstete mich Eva.Und im allerschlimmsten Fall tele- graphiere ich, daß du einen Tag später kommst. Aber nach vierzig Minuten kam der Endalarm. Wir machten uns sofort auf den Weg. Je näher wir dem Bahnhof kamen, um so mehr Menschen füllten die Straßen. Vor dem Bahn- hof staute sich eine riesige Menge. Eva wandte sich an eine neben uns stehende Frau.Was ist denn nur los? fragte sie.Haben Sie die Bomben nicht gehört? fragte diese zurück. Wir verneinten.Der Bahnhof hat etwas ab- bekommen, sagte die Frau eifrig.Ein Teil der Schienen ist aufgerissen, ein Stück vom Bahnhofsgebäude getroffen. Auch Menschen sind umgekommen. Jetzt ertönte die Kommandostimme eines Polizisten.Auseinandergehen! Nur wer eine Fahrkarte hat, darf hierbleiben. Ich bat Eva, ruhig nach Hause zu gehen, es schiene doch so zu sein, daß Teile der Bahngleise noch brauchbar wären. Ich wollte versuchen, nach Erfurt zu kommen, es war anzunehmen, daß auch mein Zug nach Freiburg Verspätung durch den Alarm erlitt und ich ihn noch erreichen konnte. Ungern nur trennte sie sich von mir. Inzwischen war das Polizei- aufgebot verstärkt, die Zuschauer waren vertrieben und die Reisenden mit Fahrkarten(wie gut, daß ich mein Bil- lett nach Erfurt hatte!) in die Bahnhofshalle gelassen wor- den. Dort standen wir nun, der Erlaubnis harrend, auf den Bahnsteig gelassen zu werden. Ich hörte erzählen, daß der Wartesaal von einer Bombe getroffen wurde, ebenso einer der Bahnsteige. Aber die Hauptlast der Bomben sei auf Jena niedergegangen.

Jetzt wurde durch Lautsprecher verkündet, daß vom zweiten Bahnsteig ein Personenzug nach Erfurt abgelassen werde.Anschluß nach Frankfurt a. M., Freiburg , Kon-

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