ner Uniform, hob kurz die Hand zum Gruß. ,, Hat die Wohnung einen zweiten Ausgang?" fragte er soldatisch knapp. ,, Nein", sagte Evchen. ,, Gut", erwiderte er ,,, führen Sie mich durch die Räume." ,, Erlauben Sie", sagte Evchen sehr ruhig und bestimmt ,,, daß ich zunächst Herrn R., den Inhaber der Wohnung, telephonisch verständige. Wir alle wohnen nämlich nicht hier."„ Das hat Zeit bis später", wehrte der Beamte kurz ab. ,, Zuerst will ich die Wohnung sehen." ,, Wie Sie wünschen", entgegnete Evchen, ging mit ihm durch das anschließende Eẞ- oder Berliner Zimmer und weiter auf den Flur, an dem die übrigen Räume lagen. Wir Zurückbleibenden sahen uns entsetzt an. Bleich bis in die Lippen flüsterte Lotte mir zu: ,, Sollen wir nicht schnell fliehen?" Schnell ergriff ich ihre Hand, die eiskalt war. ,, Ruhe, Lotte, jetzt fortzugehen wäre das Dümmste, das wir tun könnten. Je unbefangener wir uns geben, desto besser. Ihr beiden Männer arbeitet ruhig weiter, und wir Frauen bleiben hier sitzen, als wenn wir im Plaudern eben unterbrochen wurden. Die Unterhaltung mit dem Schupo überlaẞt Evchen und mir." Gleich darauf kamen beide wieder. ,, Und nun", sagte der Beamte kurz ,,, muß ich die Herrschaften um ihre Ausweise ersuchen." ,, Bitte sehr", antwortete Evchen und holte aus ihrer auf dem Tisch befindlichen Handtasche ihren auf ,, Hildegard Müller" lautenden Arbeitsausweis heraus. ,, Vielleicht darf ich gleich noch etwas zur Erklärung sagen", fuhr sie gewandt fort zu reden. ,, Sie sehen aus meinem Ausweis, daß ich bei Herrn R. angestellt bin. Herr R. ist Junggeselle, und ich bringe ihm nach meiner Arbeitszeit öfter einmal die Wohnung in Ordnung, koche auch gelegentlich für ihn. Uebrigens erwarten wir ihn jeden Augenblick. Er ist mit Arbeit in der Fabrik überhäuft und deshalb noch in seinem Betrieb." Der Beamte hatte sein Notizbuch herausgezogen und notierte Namen und Adresse von Hildegard Müller. Dann gab er ihr mit einer kleinen höflichen Verbeugung den Ausweis zurück. ,, Aber wollen Sie sich nicht setzen?"
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