Onkel Karl besprechen, ob es nicht angeht, wenn du dir auf ähnliche Weise wie ich einen Postausweis zu beschaffen suchst. Die Sache mit deiner Kennkarte ist doch sehr zweifelhaft und vor allem dauert es so schrecklich lange, bis du sie bekommst. Ich weiß, daß es schwierig sein wird, plötzlich Post hierher an dich zu senden, doch sollte sich das irgendwie ermöglichen lassen. Es tut mir leid, daß Onkel Karl nicht hier ist, wir hätten dann gemeinsam überlegen können." Lotte stimmte mir zu, ich wußte ja, daß ihre Ausweislosigkeit sehr drückend für sie war. ,, Was hast du eigentlich für einen Ausweis, Felix?" fragte ihn Evchen. Er hielt mit der Arbeit inne und kam zu uns an den Tisch. ,, Ich habe einen Ausweis als italienischer Arbeiter", antwortete er und reichte ihn Evchen zur Ansicht. ,, Kannst du denn genügend italienisch?" warf Herbert ein. ,, Leider nicht", sagte er seufzend. ,, Ich habe mir zwar einige Sätze italienisch angeeignet und bemühe mich auch, mich weiterzubilden, aber es ist nicht weit her mit meinen Kenntnissen. Durch einen Italiener in dem Betrieb, in dem ich zuletzt arbeitete, durch den ich übrigens auch meinen Ausweis bekommen habe, konnte ich mich ein bißchen im Sprechen üben. Ich muß schließlich froh sein, diesen Ausweis zu haben. Ein Postausweis ist für Frauen wunderbar, aber für uns jüngere Männer hat er gar keinen Zweck, weil man immer nach Militärpapieren fragen würde." Er machte sich wieder an seine Arbeit.
Da klingelte es an der Wohnungstür. Unschlüssig sahen wir uns an. Läuten an der Wohnungstür war ein besonderes Kapitel, niemand von uns konnte es ohne furchtbaren Schreck hören. Zögernd erhob sich Evchen. ,, Es ist wohl am besten zu öffnen, man kann draußen hören, daß hier gesprochen wird. Wir waren unvorsichtig, so laut zu sein." Sie schob den Riegel zurück und kam gleich darauf mit einem hochgewachsenen Polizisten wieder. Ich glaube, uns allen stand einen Moment das Herz still, aber keiner rührte sich. Der Beamte, ein jüngerer Mann in grü
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