ja auch gelegentlich übernachteten, war im Hause allgemein bekannt.
an.
Ich meldete mich telephonisch für Samstagnachmittag
Samstag war einer jener lichten Frühlingstage, wie Berlin sie nur selten und eigentlich nur im Mai erlebt. Noch ist das Grün der Straßenbäume, der Büsche und Rasenplätze leuchtend hell und ohne Staub, der Himmel spannt sich besonders hoch und licht über die Stadt, ja selbst die sonst so ernsten Gesichter der Menschen auf den Straßen scheinen mir ein wenig heiterer zu sein. Oder kam mir das alles nur so vor, weil ich selbst so viel zuversichtlicher und freier in die Zukunft sah? Ich weiß es nicht, ich weiß nur, daß seit Jahren, ja, seit dem Frühjahr 1941 im Isartal, ich zum ersten Mal wieder bewußt etwas vom Frühling sah und in mich aufnahm! Ich konnte mich an diesem wunderbar durchsonnten Nachmittag nicht entschließen, mich in eine vollgepfropfte Tram zu drängen, ich machte den etwa halbstündigen Weg lieber zu Fuß. An meinem Ziel öffnete mir Evchen auf das besondere Klingelzeichen, das mit nahen Freunden des Hauses ausgemacht war. ,, Schön, daß du kommst, Maierchen", begrüßte sie mich. Im Herrenzimmer saẞ Lotte auf einem der Sessel am runden Tisch, Herbert und ein mir fremder junger Mann arbeiteten an Onkel Karls großem Grammophon, das schon lange kaputt war. Der junge Mann wurde mir als Felix H. vorgestellt, ein Freund von Herbert, Jude wie wir und gleichfalls illegal lebend.
Sehr bald kam ich auf den Hauptzweck meines Besuches zu sprechen, erzählte, daß ich heute Abschied von ihnen nehmen wollte, weil ich in der kommenden Woche nach Freiburg führe. Und dann zeigte ich voll Stolz meinen Postausweis und erklärte den aufmerksam Zuhörenden, wie ich ihn erlangt hatte. ,, Aber wenn du nun auch Schröder heiBest, für uns bleibst du doch das Maierchen, nicht wahr?" fragte Evchen lustig. Ich nickte. ,, Höre, Lotte, du solltest mit
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