aufhörliche Donnern der großen Flakgeschütze vom Zoo. Das Haus, das sehr wenig stabil gebaut ist, so leicht, daß es nicht einmal einen Luftschutzkeller hat, zitterte merkbar, alle Scheiben klirrten, doch konnten wir schnell noch die Fenster öffnen, so daß sie nicht zerbrachen wie in vielen anderen Nachbarwohnungen. Uns kann es nur lieb sein, daß im Hause kein Luftschutzkeller ist, wir könnten ihn doch nicht aufsuchen und uns der genauen Beobachtung und der Neugier der Hausbewohner aussetzen.-
Wieder, wie schon bei allen früheren Alarmen, stellte ich fest, daß ich ohne jede Angst und Aufregung dem furchtbaren Dröhnen wie ein vollständig unbeteiligter Zuschauer folgte. Wir hielten uns in dem Berliner Zimmer auf, das am geschütztesten lag. Ab und zu ging ich mit Herbert ins dunkle Herrenzimmer, um aus dem Fenster auf die Straße zu sehen. Sehr bald bemerkten wir am Himmel einen starken Feuerschein, und dicke Rauchwolken quollen aus einem gegenüberliegenden Hause. Der Feuerschein verstärkte sich, es mußte ganz in der Nähe ein ungeheurer Brand sein; jetzt spürten wir am offenen Fenster den heißen, unheimlich brausenden Wind, der das Anzeichen einer nahen starken Feuersbrunst ist. Nun tönte auch Geschrei vorbeihastender Leute von der Straße herauf, ja, wir sahen an einzelnen kleine Flammen zucken, die schnell wuchsen. Später erst erfuhren wir, daß sie in Phosphor getreten waren. Damals wußte man noch nichts von der sich ständig ausbreitenden Gefahr des Phosphors, das ihn so unheimlich macht. Inzwischen hat man gelernt, sich durch Einhüllen in nasse Tücher etwas zu schützen. Das ganze Bild machte von oben gesehen wir befanden uns im zweiten Stockwerk- einen völlig unwirklichen gespenstischen Eindruck, der durch das Dröhnen der Flak, das Schreien der Menschen und das Schwirren der Flugzeuge noch erhöht wurde. Nach etwa vierzig Minuten war alles vorbei, Endalarm wurde gegeben. Wir riefen Onkel Karl an und atmeten auf, als wir seine Stimme hörten. Er versprach, sofort zu kommen.
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