Man braucht sie heute für jeden Erholungsaufenthalt, sie muß dort vorgelegt werden. Die Aufenthaltsdauer wird auf ihr vermerkt. Die beiden ersten Ausweise kann ich dir, wenn es sonst nicht möglich ist, von meiner Firma be­schaffen." ,, Das wird nicht nötig sein, meinte Peter ,,, das kann meine Freundin Hella sicher besorgen. Sie hat als Prokuristin ihrer Firma alle notwendigen Formulare zu ihrer Verfügung. Und wegen einer Kleiderkarte muß ich mit dem, Pelztier' sprechen." Er erklärte mir dann, daß er in seinem Betrieb mit einem jungen Franzosen arbeite, der zwangsweise zur Arbeit nach Deutschland gebracht worden sei, der seines ähnlich klingenden Namens wegen das ,, Pelz­tier" genannt werde und sich allgemeiner Beliebtheit er­freue. Er, Peter, habe sich mit ihm angefreundet. Das ,, Pelztier" habe seine Hände überall im Schwarzhandel, viel mehr aus Sabotagegründen als um materieller Vorteile willen. ,, Er wird uns auch Lebensmittelkarten für dich be­schaffen, hoffe ich, und wegen einer Kleiderkarte werde ich gleich morgen mit ihm sprechen."-

Übrigens muß ich noch ergänzen, daß der Handel mit dem Fernglas zustande gekommen ist auf der Grundlage von zweieinviertel Kilogramm Butter und hundertfünfund­zwanzig Gramm Bohnenkaffee. Die Butter wird in Raten bezogen, jede Woche ein Pfund. Die ersten zwei Pfund habe ich mit der ,, Familie" geteilt, die letzten zweieinhalb Pfund und der Kaffee werden in den nächsten Wochen hier verbraucht werden.-

Auch von dem schwersten Luftangriff über Berlin , der seit dem Kriege stattgefunden hat, am späten Abend des 1. März will ich dir nachträglich berichten. Gegen halb zehn Uhr wurde Alarm gegeben. Wir fünf waren zu Hause, nur Onkel Karl, der in den ersten und letzten Tagen des Monats immer besonders viel zu tun hat, war noch in der Fabrik. Sofort nach dem Alarm fielen die ersten Bomben. Es kam uns vor, als gingen sie in allernächster Nähe nieder. Unheimlicher noch als die Bombeneinschläge klang das un­

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